2.12.1702 Bern, 26.3.1784 Bern, ref., von Bern. Sohn des Burkhard, Landvogts von Frienisberg, und der Rosina Fischer, aus altem Ratsgeschlecht. Susanna Rosina Fischer, Tochter des Johann Friedrich, Landvogts in Saanen. E. besuchte bis 1716 die Untere Schule, 1718-22 die Hohe Schule in Bern und absolvierte 1726 das Notariatsexamen. Seine Magistratenkarriere begann er in der Waisenschreiberei, 1724-27 als Gehilfe, ab 1727 als Schreiber. 1736-48 amtierte er als Oberbibliothekar und wirkte als eigentl. Bahnbrecher für eine moderne Stadtbibliothek (u.a. alphabet. Katalog, Zusatzkredite für Bücherbeschaffung, Publikationen zur Altersbestimmung mittels Papier- und Wasserzeichen, 1746 erstmalige Herausgabe von Petrus von Ebulos "Carmen de Motibus Siculis"). 1745 wurde E. in den Berner Gr. Rat gewählt. 1748-54 sass er als Landvogt in Aarberg, 1760-65 in Echallens. E. gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der patriot. Ökonomen: Mitinitiant und erster Präs. der Ökonom. Gesellschaft Bern, Ehrenmitglied der Naturforschenden Gesellschaft Zürich. Er verfasste bedeutende Abhandlungen, u.a. zur Agronomie (Futterkräuter, Pflanzenphysiologie, Ackerbau), zur Getreideversorgung (Lagerung, Kornhäusersystem, Frage der Handelsfreiheit) und zur Behebung des Holzmangels (Forstwirtschaft, Holzsparstrategien). Schliesslich leistete er auch in seiner prakt. Tätigkeit als Landvogt und Gutsbesitzer Pionierarbeit (Versuchsfelder, Einführung der Kartoffel, Aufforstung, Torfabbau). Zu internat. Ruf gelangte E. durch geogr. Abhandlungen zur Möglichkeit einer nördl. Durchfahrt vom Atlantik in den Pazifik (Nordostpassage) und zur Frage der Erstbesiedlung des amerikan. Kontinents. Unter seinen Freunden und/oder Korrespondenten finden sich Fortunato Bartolomeo de Felice, Johannes Gessner, Isaak Iselin, Gabriel Seigneux de Correvon, Johann Rudolf Sinner von Ballaigues, Théodor Tronchin, Niklaus Emanuel und Vinzenz Bernhard Tscharner, Johann Rudolf Tschiffeli und Ludwig Eugen von Württemberg. Die grösste Korrespondenz unterhielt E. mit seinem Vetter und engen Freund Albrecht von Haller.
Kupferstich eines unbekannten Künstlers, 1776 (Burgerbibliothek Bern).
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Quellen und Literatur
- BBB, Nachlass
- P. Pulver, Samuel E., 1937
- M. Stuber, "Wir halten eine fette Mahlzeit, denn mit dem Ei verzehren wir die Henne", 1997
- T. Klöti, «Der Berner Beitr. zur Entdeckung der Nordostpassage - Geogr. Grillen oder die Hirngespinste müssiger und eingebildeter Stubengelehrter?», in Der Weltensammler, hg. von T. Klöti et al., Ausstellungskat. Bern, 1998, 39-43
- M. Stuber, «Forschungsreisen im Studierzimmer. Zur Rezeption der Grossen Nord. Expedition (1733-43) bei Albrecht von Haller und Samuel E.», in Gesnerus 57, 2000, 168-181
Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit | |
Lebensdaten | ∗︎ 2.12.1702 ✝︎ 26.3.1784 1702-12-021784-03-26 |
Systematik