de fr it

JohannPistorius

14.2.1546 Nidda (Hessen), 18.7.1608 Freiburg i.Br., prot., ab 1588 kath., aus Nidda. Sohn des Johann des Älteren, Pfarrers in Nidda und Superintendenten in Alsfeld (Hessen). P. studierte in Wittenberg ab 1564 Medizin, Theologie und Jurisprudenz und promovierte in Medizin. 1575 wurde er Leibarzt Karls II. von Baden-Durlach. Nachdem der Lutheraner P. zunächst zum Calvinismus übergetreten war, konvertierte er 1588 zum kath. Glauben und nahm als Apologet an zahlreichen Religionsgesprächen teil, in denen er sich u.a. mit dem Basler Simon Grynaeus und dem Tübinger Lukas Osiander auseinandersetzte. Dabei stützte er seine Argumentation gegen den luth. Glauben auf die Vorzüge des kath. Kirchen- und Traditionsprinzips. Ferner betätigte er sich als Geschichtsschreiber, so bei der Herausgabe der in Frankfurt am Main erschienenen "Rerum germanicarum veteres iam primum publicati scriptores [...]" (3 Bde., 1583-1607). P. war bereits Doktor der Theologie und Subdiakon, als er 1591 Generalvikar des Konstanzer Bf. Andreas von Österreich wurde (bis 1594), an dessen Religionspolitik er sich massgeblich beteiligte. Vermutlich 1592 wurde er zum Priester geweiht und im zweiten Anlauf zum Konstanzer Domkapitel zugelassen. Auf dem Reichstag von Regensburg 1594 trat er als Gesandter des Bf. von Konstanz auf. 1594 und 1597 wirkte er als Präs. des Geistl. Rats von Konstanz, ferner als apostol. Protonotar, als Dompropst in Breslau und als Ratgeber von Ks. Rudolf II. P. engagierte sich auch in der Eidgenossenschaft. In Luzern verhandelte er mit dem Rat über die Trennung zwischen weltl. und geistl. Jurisdiktion und beim Zürcher Rat bemühte er sich erfolglos um ein Religionsgespräch. Aus diesen Auseinandersetzungen ging 1603 eine Veröffentlichung hervor, in der er das Helvet. Bekenntnis von 1566 widerlegte. In der Forschung erscheint P. als kirchenpolitisch und literarisch vielseitig tätige Persönlichkeit mit einem Hang zur Polemik.

Quellen und Literatur

  • ADB 26, 199-201
  • HS I/2, 564-566
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF
Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 14.2.1546 ✝︎ 18.7.1608

Zitiervorschlag

Herbert Frey: "Pistorius, Johann", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.09.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/026338/2010-09-28/, konsultiert am 11.04.2024.