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Konzil vonTrient1545-1563

Tridentinum

In Trient, jener Stadt des Heiligen Römischen Reichs, die am nächsten bei Italien lag, fand 1545-1563 das 19. ökumenische Konzil statt, das auch Tridentinum genannt wird. Auf Druck von Kaiser Karl V., der sich davon die religiöse Wiedervereinigung Deutschlands erhoffte, wurde das Konzil von Papst Paul III. einberufen. Päpstliche Legate leiteten die aus Bischöfen, Äbten grosser Klöster, Generaloberen religiöser Orden und Theologen bestehende Versammlung, der auch Vertreter der katholischen Staaten beiwohnten. An der zweiten und dritten Sitzungsperiode nahmen protestantische Gesandte teil, blieben aber nur kurze Zeit. Auf dem Konzil sollten die katholischen Positionen gegenüber dem Protestantismus festgelegt, die notwendigen Kirchenreformen durchgeführt und, wenn möglich, der Widerstand gegen die Türkeninvasion organisiert werden.

Schematische Darstellung der dritten Tagungsperiode von 1562-1563. Kopie eines 1769 gemalten Bildes aus dem Kapuzinerkloster Stans, das seinerseits die Kopie eines Gemäldes war, das sich im Haus von Melchior Lussi befunden hatte (Schweizerisches Nationalmuseum).
Schematische Darstellung der dritten Tagungsperiode von 1562-1563. Kopie eines 1769 gemalten Bildes aus dem Kapuzinerkloster Stans, das seinerseits die Kopie eines Gemäldes war, das sich im Haus von Melchior Lussi befunden hatte (Schweizerisches Nationalmuseum). […]

Gegenstand der ersten Sitzungsperiode, die am 13. Dezember 1545 begann, waren die Dekrete über die Heilige Schrift, die Überlieferung, die Erbsünde, die Sakramente und besonders jenes über die Rechtfertigung. Um dem starken Druck des Kaisers zu entkommen, wurde das Konzil am 11. März 1547 nach Bologna verlegt, aber am 14. September 1549 suspendiert. Zur zweiten Sitzungsperiode trat das Konzil unter dem Pontifikat von Julius III. am 1. Mai 1551 wieder in Trient zusammen, um die Dekrete über die Eucharistie, die Busse und die Krankensalbung zu verfassen. Wegen des Kriegs Karls V. gegen Heinrich II. 1552-1556 wurde die Versammlung am 28. März 1552 aufgelöst. Die dritte Sitzungsperiode, die am 18. Januar 1562 unter Pius IV. begann, galt dem Erlass der Dekrete über die Kommunion, das Messopfer, die Priesterweihe und die Heiligenverehrung; sie ging am 4. Dezember 1563 zu Ende. Am 26. Januar 1564 bestätigte der Papst die Konzilsbeschlüsse.

Die Beteiligung der Schweiz war bescheiden: Der Bischof von Chur, Thomas Planta, und der Bischof von Konstanz, Christoph Metzler, nahmen an der zweiten Sitzungsperiode teil. 1560 bat Melchior Lussi, der Gesandte der sieben katholischen Orte, Papst Pius IV., das Konzil erneut einzuberufen. Der Nuntius Giovanni Antonio Volpe verhandelte mit den sieben Orten über die Entsendung einer Delegation nach Trient zur Wiedereröffnung an Ostern 1561. Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern und Zug stimmten diesem Vorschlag erst im Dezember 1561 zu, Freiburg und Solothurn noch später. Sie schickten Melchior Lussi als weltlichen Vertreter und den Abt von Einsiedeln, Joachim Eichhorn, als kirchlichen Gesandten der sieben Orte an die dritte Session, nachdem sich Thomas Planta entschuldigt hatte. Der Bischof von Konstanz, Kardinal Mark Sittich von Hohenems, der die Versammlung leiten sollte, war nicht auf der Höhe seiner Aufgabe und reiste ab. Der Bischof von Sitten liess sich vom Abt von Saint-Maurice, Johannes Miles, vertreten und der Bischof von Basel von seinem Koadjutor Georg Hohenwarter. Im März 1564 nahmen Lussi und Eichhorn im Namen ihrer Mandanten die Dekrete des Konzils an, aber die Obrigkeiten der katholischen Orte zeigten sich bei deren Umsetzung zurückhaltend. Entscheidende Impulse erhielt die katholische Reform in der Schweiz durch die Schaffung der Nuntiatur in Luzern 1579, die Massnahmen des Erzbischofs von Mailand und Protector Helvetiae, Karl Borromäus, das Engagement von Petrus Canisius, der die Dekrete in den deutschsprachigen Ländern verbreitete, sowie den Einsatz der Jesuiten und der Kapuziner. Die Reform brauchte Zeit – die Priesterseminare wurden erst im 18. Jahrhundert geschaffen –, aber sie prägte die katholische Kirche bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil.

Quellen und Literatur

  • J.G. Mayer, Das Konzil von Trient und die Gegenreformation in der Schweiz, 2 Bde., 1901-03
  • R. Feller, Ritter Melchior Lussy von Unterwalden, seine Beziehungen zu Italien und sein Anteil an der Gegenreformation, 2 Bde., 1906-09
  • H. Jedin, Gesch. des Konzils von Trient, 4 Bde., 1949-75
  • Ökumen. Kirchengesch. der Schweiz, hg. von L. Vischer et al., 1994, 144 f., 150 f. (21998)
Weblinks

Zitiervorschlag

Jean-Blaise Fellay: "Trient, Konzil von (1545-1563)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.02.2014, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/027053/2014-02-25/, konsultiert am 19.03.2024.