Die Kulturpflanze G. (Hordeum), insbesondere die Saat-G. (Hordeum vulgare), gehört zu den ältesten Getreidesorten (Getreidebau) und ist im schweiz. Raum vom Neolithikum (6.-5. Jt. v.Chr.) an belegt, weniger häufig als Weizen, aber ab der Bronzezeit auch in alpinen Gebieten (z.B. Savognin-Padnal). Die G. gedeiht unter trockenen Bedingungen und auf ärmeren Böden als Weizen, weshalb sich ihr Anbau - bei zusätzlich kurzer Reifezeit (ca. 60 Tage bei der Sommergerste) - für Regionen mit rauhem Klima und kurzer Vegetationszeit, besonders auch für höhere Lagen, eignet. Im Mittelland wurde sie als Sommerfrucht in der Dreizelgenwirtschaft in Reinsaat oder als Mischkorn mit Hirse und Hülsenfrüchten angebaut. Sie diente v.a. zur Herstellung von Breien und von Bier. Unter den Hauptgetreidesorten wies die G. die kleinste Anbaufläche auf, welche bis Ende der 1930er Jahre ziemlich konstant blieb. In der Anbauschlacht des 2. Weltkriegs gewann sie als Futtermittel neue Bedeutung (Flächenanteil am schweiz. Getreideanbau: um 1885 6%, 1911-20 6%, 1931-40 5%, 1941-50 14%, 1961-70 14%, 1971-80 25%, 1995 27%). Mit dem Ausbau der Schweinehaltung ab den 1960er Jahren rückte die G. beim Futtergetreide schliesslich an die Spitze, bis sie in den 1980er und 90er Jahren über die Hälfte der Futtergetreidefläche deckte (1985 61%, 1995 57%).
Quellen und Literatur
- H. Brugger, Die schweiz. Landwirtschaft 1914-80, 1985, 158-160
- Statist. Erhebungen und Schätzungen über Landwirtschaft und Ernährung, 1985-97
- C. Brombacher et al., «Ma. Kulturpflanzen aus der Schweiz und Liechtenstein», in Environment and Subsistence in Medieval Europe, hg. von G. De Boe, F. Verhaeghe, 1997, 95-111
- C. Brombacher, S. Jacomet, «Ackerbau, Sammelwirtschaft und Umwelt», in Ökonomie und Ökologie neolith. und bronzezeitl. Ufersiedlungen am Zürichsee, 1997
Weblinks