H. (Avena sativa L., Saathafer) ist eine sog. sekundäre Kulturpflanze, d.h., er wurde vermutlich an versch. Stellen in Europa und im gemässigten Asien aus Unkräutern der Getreidefelder herausgezüchtet. Er ist die einzige grossfruchtige Getreideart (Getreidebau) in der Schweiz, bei der die Körner nicht in Ähren stehen, sondern in Rispen hängen. Die Spelzen umschliessen das Korn fest; sie müssen für die menschl. Ernährung in besonderen Mühlen entspelzt werden. In Mitteleuropa wird H. nicht als Brotgetreide genutzt, sondern als Brei und Zutat zu Mus. Er ist ein sehr wertvolles Getreide, das z.B. höhere Anteile an lebenswichtigen Aminosäuren enthält als andere Getreidearten. Er wächst gut auf schweren Böden, ist aber frostempfindlich und wird deshalb bei uns als Sommerfrucht angebaut. H. beginnt in Europa - auch in der Schweiz - ab der Bronzezeit regelmässig aufzutreten. Zumeist handelt es sich dabei um Wildhafer. Eindeutige Funde von Kulturhafer gibt es erst seit der Eisenzeit (Ackerbau). In der Römerzeit sind dann auch aus der Schweiz Vorratsfunde bekannt. Insbesondere für das hohe und späte MA ist H. z.T. in grossen Mengen nachweisbar. Er war das im schweiz. Mittelland und in der Nordwestschweiz vorherrschende Sommergetreide im Rotationssystem der Dreizelgenwirtschaft (Zelgensysteme). Inwiefern und in welchem Umfang H. in früherer Zeit (Römerzeit, MA) auch als Pferdefutter diente, ist anhand der archäobotan. wie der schriftl. Quellen schwer abzuschätzen.
Quellen und Literatur
- U. Körber-Grohne, Nutzpflanzen in Deutschland, 1987
- M. Rösch et al., «The History of Cereals in the Region of the Former Duchy of Swabia from the Roman to the Post-medieval Period», in Vegetation History and Archaeobotany 1, 1992, 193-231
- D. Zohary, M. Hopf, Domestication of Plants in the Old World, 1994 (32000)
- S. Jacomet, S. Karg, «Ackerbau und Umwelt der Seeufersiedlungen von Zug-Sumpf und ihre Bedeutung im Rahmen der mitteleurop. Spätbronzezeit. Ergebnisse archäobotan. Untersuchungen», in Zug-Sumpf 1, 1996, 199-303
Weblinks