20.9.1847 (bzw. nach Gregorian. Kalender 2.10.1847) Iwanowo (Russland), 21.11.1882 (bzw. 3.12.1882) St. Petersburg, Russe. Sohn des Gennadi Pawlowitsch, Kellners, und der Praskowja Petrowna geb. Litwinowa, Näherin. 1868-69 nahm N. an den Studentenunruhen in St. Petersburg teil. 1869 bereiste er Westeuropa und hielt sich in Genf auf. Er pflegte zur russ. revolutionären Emigration Kontakte, v.a. zum Anarchisten Michail Bakunin, unter dessen Einfluss er 1869 den "Katechismus des Revolutionärs" verfasst haben dürfte. Darin wird die Revolution zum destruktiven Selbstzweck erhoben. Im Spätsommer 1869 kehrte N. nach Moskau zurück, wo er die Untergrundorganisation Narodnaja Rasprawa (Volksrache) gründete. Noch im selben Jahr arrangierte er die Ermordung des angeblich abtrünnigen Mitstreiters Iwan Iwanowitsch Iwanow. N. flüchtete in die Schweiz und war bis 1872 in Westeuropa im Untergrund tätig. Aufgrund seines kaltblütigen Vorgehens galt er in der Schweiz bald nicht mehr als polit., sondern als krimineller Flüchtling. 1872 wurde er in Zürich unter Mitwirkung der russ. Geheimpolizei verhaftet und als gemeiner Verbrecher an Russland ausgeliefert. Seine letzten Jahre verbrachte er als Häftling in der Peter-Paul-Festung in St. Petersburg. Die Idee einer der Revolution bedingungslos dienenden, straff geführten Kampforganisation lässt bereits Lenins Machtpolitik erahnen. N.s Mordtat wurde durch Fjodor Michailowitsch Dostojewski in "Die Dämonen" (1873) literarisch bearbeitet.
Porträt des russischen Revolutionärs, aufgenommen im Studio eines unbekannten Fotografen, um 1877 (Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich, F Fb-0010-09).
Quellen und Literatur
- P. Pomper, Sergei Nechaev, 1979
- J. Pleiss, «Die Schweiz und die Auslieferung polit. Flüchtlinge aus dem europ. Osten», in Asyl und Aufenthalt, hg. von M. Bankowski et al., 1994, 81-106
Kurzinformationen
Lebensdaten | ∗︎ 2.10.1847 ✝︎ 3.12.1882 1847-10-021882-12-03 |