de fr it

MelchiorSteiner

10.1.1630 Winterthur, 11.9.1690 Zürich, reformiert, von Winterthur. Sohn des Hans, Schultheissen, und der Katharina Meier. 1) Margareta Sulzer, Tochter des Hans Jörg, 2) Margareta Thomann, Tochter des Heinrich, Zunftmeisters zur Waag. Melchior Steiner absolvierte seine Ausbildung im väterlichen Handelsgeschäft in Winterthur, für das er schon früh die Einkäufe im Salzgeschäft tätigte. Nach dem Gang in die Selbstständigkeit wurde er bald zu einem der bedeutendsten Kaufmänner der Eidgenossenschaft und einer der ersten Zürichs, der die Fesseln der zünftigen Wirtschaft sprengte. Mittels Grossabnahmeverträgen in Österreich, Bayern, Burgund und Lothringen – Hall im Tirol nahm er die Hälfte der Salzproduktion ab – konnte er die Einkaufspreise massiv drücken. Das Salz blieb bis zum Detailverkauf unter seiner Kontrolle, ein kleiner Teil ging an die staatlichen Salzämter, den grossen Rest setzte er über eigene Faktoren ab. Auf diese Weise schaltete Steiner den preistreibenden Zwischenhandel aus. Besonderen Wert legte er auf die Verringerung der Transportkosten. Er war ein Meister im Aushandeln von günstigen Frachttarifen und in der Umgehung von Zollstationen. Steiner verkaufte Salz so billig wie niemand vor und nach ihm und setzte so die Preise der staatlichen Ämter unter Druck. Dem Zürcher Regiment, welches das Salzmonopol beanspruchte, war Steiner ein Dorn im Auge. Mit allen Mitteln, von wirtschaftlichen Massnahmen über lügnerische Propaganda bis hin zur Verhaftung versuchte es Steiner aus dem Geschäft zu drängen. Lange Zeit entzog er sich dem Druck durch Widerstand, Flucht und Ausweichen in Juwelenhandel und Golddrahtfabrikation. Am Ende setzte sich die Zürcher Obrigkeit durch. Sie trieb Steiner zuerst in den Konkurs und erklärte ihn später für verrückt, um ihn verwahren zu können.

Quellen und Literatur

  • B. Fritsche, Der Zürcher Salzhandel im 17. Jh., 1964
  • H. Steiner, «Die Steiner von Winterthur», in ZTb 2002, 2001, 53-149
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF
Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 10.1.1630 ✝︎ 11.9.1690

Zitiervorschlag

Martin Lassner: "Steiner, Melchior", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.01.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/028560/2013-01-10/, konsultiert am 08.10.2024.