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RuthDreifuss

Die erste Bundespräsidentin 1999. Fotografie von Roland Schlaefli (Schweizerisches Nationalmuseum, Actualités suisses Lausanne).
Die erste Bundespräsidentin 1999. Fotografie von Roland Schlaefli (Schweizerisches Nationalmuseum, Actualités suisses Lausanne).

9.1.1940 St. Gallen, isr., von Endingen. Tochter des Sidney, Kaufmanns, und der Jeanne geb. Bicard. Ledig. Schulen und Stud. in Genf. 1958 Handelsdiplom. 1958-59 Hotelsekr. im Tessin, 1961-64 Redaktorin der Zeitschrift "Coop" der Union Schweiz. Konsumvereine in Basel. 1965 Beitritt zur SP. 1965-68 Forschungsassistentin am Centre psycho-social. 1970 Lizenziat in Wirtschaftswissenschaften. 1970-72 Assistentin für Staatsrechnung an der wirtschafts- und sozialwissenschaftl. Fakultät der Univ. Genf. 1972-81 wiss. Adjunktin in der Direktion für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe im EDA. 1981-93 Sekr. des Schweiz. Gewerkschaftsbundes, wo sich D. speziell mit Sozialversicherungsfragen und Frauenanliegen sowie den Beziehungen zur ILO befasste. 1989-92 Mitglied des Berner Stadtrats.

Am 10.3.1993 wurde D. in den Bundesrat gewählt. Eine Woche zuvor war - gegen die offizielle SP-Kandidatin Christiane Brunner - der Neuenburger Sozialdemokrat Francis Matthey gewählt worden, der aber auf Druck seiner Partei auf das Amt verzichtete. D.s Wahl war erst möglich geworden, nachdem sie kurzfristig ihre Schriften von Bern nach Genf verlegt hatte. Die polit. Auseinandersetzung, die dieser Wahl folgte, führte 1999 zur Aufhebung der Kantonsklausel bei Bundesratswahlen.

Als Vorsteherin des EDI betreute D. die Einführung des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) von 1994, die 10. AHV-Revision vom selben Jahr, das Forschungsdossier als Teil der Bilateralen Verträge Schweiz-EU von 1999 und die im gleichen Jahr vom Volk erneut abgelehnte Einführung der Mutterschaftsversicherung sowie die Vorbereitungsarbeiten zur 11. AHV-Revision. Mit D. wurde die erste Sozialdemokratin und auch die erste Person jüd. Herkunft in die Landesregierung gewählt. 1999 übernahm sie als erste Frau das Bundespräsidium. Ende 2002 schied D. aus dem Bundesrat aus.

Quellen und Literatur

  • Sind wir auf dem richtigen Weg?, 1994
  • U. Altermatt, Conseil fédéral, 1993, 611
  • C. Duttweiler, Adieu Monsieur, 1993
  • I.M. Fischli, "D. ist unser Name", 2002
Weblinks
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 9.1.1940

Zitiervorschlag

Thomas Schibler: "Dreifuss, Ruth", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.09.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/028730/2009-09-03/, konsultiert am 19.03.2024.