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RudolfWolf

7.7.1816 Fällanden, 6.12.1893 Zürich, reformiert, von Zürich. Sohn des Johannes, Pfarrers, und der Regula geborene Gossweiler. Ledig. 1833-1838 Studium der Mathematik und Naturwissenschaften an den Universität Zürich, Wien und Berlin. 1839-1855 Mathematik- und Physiklehrer an der Realschule der Stadt Bern, 1841-1854 Sekretär der Naturforschenden Gesellschaft in Bern, 1844 Privatdozent für Mathematik und Astronomie und ab 1847 auch Direktor der Berner Sternwarte, 1853 ausserordentlicher Professor an der Universität Bern. 1855-1861 Mathematiklehrer am oberen Gymnasium Zürich, zugleich 1855-1893 Professor für Astronomie am Eidgenössischen Polytechnikum und an der Universität Zürich sowie Leiter der Bibliothek des Polytechnikums, 1864-1893 Direktor der von ihm gegründeten und von Gottfried Semper erbauten Eidgenössischen Sternwarte. Rudolf Wolf war ein international anerkannter Pionier der Sonnenfleckenforschung. Er schuf die nach ihm benannten Sonnenflecken-Relativzahlen als Mass für deren Häufigkeit, worüber er in den Artikelserien «Nachrichten von der Sternwarte in Bern» (1848-1855), den Zürcher «Mittheilungen über die Sonnenflecken» (1856-1865) und den «Astronomischen Mittheilungen» (1866-1894) berichtete. Diese erschienen in den von ihm begründeten und herausgebenen Zeitschriften «Mittheilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern» (1843-1855) und «Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich» (1856-1893). Die Zürcher Sonnenfleckenzählungen, die bis in die Gegenwart fortgesetzt werden, gelten weltweit als längste ununterbrochene Sonnenbeobachtungsreihe. Daneben beschäftigte sich Wolf vor allem mit der schweizerischen Kultur- und Wissenschaftsgeschichte und veröffentlichte dazu neben mehreren Handbüchern und Sammelwerken unter anderem die «Biographien zur Culturgeschichte der Schweiz» (4 Bde., 1858-1862), fortgesetzt in 475 «Notizen zur schweizerischen Kulturgeschichte» sowie weiteren meist kleineren Artikeln (insgesamt gegen tausend). Zudem verfasste er eine «Geschichte der Astronomie» (1877), eine «Geschichte der Vermessungen in der Schweiz» (1879) und ein «Handbuch der Astronomie, ihrer Geschichte und Litteratur» (1890-1893). 1852 Dr. phil. h.c. der Universität Bern sowie Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften, unter anderem der Royal Astronomical Society London (1864) und der Pariser Académie des Sciences (1885). 1861-1893 Präsident der Schweizerischen Geodätischen Kommission, 1861 Mitglied, 1866-1881 Präsident der Schweizerischen Meteorologischen Kommission und erster Direktor der Meteorologischen Zentralanstalt.

Quellen und Literatur

  • ETH-BIB und Eidg. Sternwarte, Zürich, Nachlass
  • BBB, Autographen-Slg.
  • J.H. Graf, «Prof. Dr. Rudolf Wolf (1816-1893)», in Mitt. der Naturforschenden Ges. in Bern aus dem Jahre 1893, 1894, 193-231 (mit Werkverz.)
  • A. Weilenmann, «Nekrolog auf Prof. Joh. Rudolf Wolf», in Vjschr. der Naturforschenden Ges. in Zürich 39, 1894, 1-64 (mit Werkverz.)
  • A.J. Izenman, «J.R. Wolf and the Zurich Sunspot Relative Numbers», in Mathematical Intelligencer 7, 1985, Nr. 1, 27-33
  • Rudolf Wolfs Jugendtagebuch, 1835-1841, 1993
  • J.J. Burckhardt et al., «Rudolf Wolf (1816-93)», in Vjschr. der Naturforschenden Ges. in Zürich 138, 1993, H. 4 (Fs. zum 100. Todestag)
  • H.T. Lutstorf, Professor Rudolf Wolf und seine Zeit, 1816-1893, 1993
Weblinks
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GND
VIAF

Zitiervorschlag

Erwin Neuenschwander: "Wolf, Rudolf", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.01.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/028984/2015-01-11/, konsultiert am 30.09.2023.