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Sigismund

15.2.1368 Nürnberg, 9.12.1437 Znaim (Mähren, heute Znojmo, Tschechische Republik). Sohn von König Karl IV. und der Elisabeth von Pommern. Halbbruder des Wenzel. Auch Sigmund genannt. 1) 1385 Maria, Tochter des Ludwig I. von Ungarn und Polen, 2) 1406/1408 Barbara von Cilli. 1410/1411 zum römischen König gewählt, 1414 Krönung, ab 1433 Kaiser. Grosse Herausforderungen wie der Aufstieg des Osmanischen Reichs, das Scheitern eines Kreuzzugs und die hussitische Bewegung prägten Sigismunds Regierungszeit. Dieser war sich des militärischen Potenzials der eidgenössischen Orte bewusst und überschüttete diese mit Privilegien, weil er sich militärische Hilfe für seine Unternehmungen in Italien und gegen seinen Rivalen, den Habsburger Herzog Friedrich IV. erhoffte (u.a. erhielten Luzern und Zug die volle und Glarus 1415 überhaupt die Reichsunmittelbarkeit verliehen). Im Zusammenhang mit der Aufhebung des Grossen Schismas auf dem Konzil von Konstanz 1414-1418 – diese gilt als die grosse Leistung Sigismunds – bot sich die Gelegenheit, gegen den Habsburger vorzugehen: Als Johannes XXIII., einer der drei schismatischen Päpste, aus Konstanz floh und bei Herzog Friedrich IV. Unterschlupf fand, erklärte Sigismund Letzteren aller Rechte verlustig. Aufgefordert zum Reichskrieg, besetzten die eidgenössischen Orte im April und Mai 1415 die habsburgischen Gebiete im heutigen Aargau. Sie schleiften auch das habsburgische Verwaltungszentrum, die Feste Stein in Baden, obwohl sich Herzog Friedrich IV. zu diesem Zeitpunkt schon wieder dem König unterworfen hatte und dieser die Einstellung der Feindseligkeiten verkündet hatte. Um das Ergebnis der Kriegszüge zu sichern, liessen sich die Orte ihre Eroberungen später als Reichspfandschaften verschreiben. Die Grafschaft Baden und die Freien Ämter im Aargau kamen unter die gemeinsame Verwaltung von sieben bzw. sechs Orten (ohne Uri bzw. ohne Uri und Bern). Nachdem der Konflikt zwischen dem König und Herzog Friedrich IV. 1416 erneut aufgebrochen war, verpfändete Sigismund Feldkirch aus der österreichischen Herrschaftsmasse an Friedrich VII. von Toggenburg, der – ähnlich wie Bern im Aargau – im Rheintal und in Vorarlberg vom Konflikt profitierte. Ausserdem versuchte Sigismund 1417 in Zürich vergeblich, die Eidgenossen zu einem Vorstoss in das habsburgische Tirol zu bewegen. 1418 söhnten sich der König und Herzog Friedrich IV. von Habsburg aus; Letzterer erhielt Gebiete im Sundgau, Breisgau und Elsass zurück, nicht aber den Aargau, der bei der Eidgenossenschaft verblieb. Im selben Jahr anerkannte Sigismund die Hoheit der Eidgenossen über Maggia-, Eschen- und Verzascatal. Von den zahlreichen Landstädten, denen im Lauf des Konflikts die Reichsfreiheit vom König gegen gutes Geld verliehen (Schaffhausen, Rheinfelden, Diessenhofen, Stein am Rhein, Rapperswil) worden war bzw. welche die Reichsfreiheit für sich beanspruchten (v.a. die aargauischen Städte), behauptete nur Schaffhausen langfristig seine Stellung. Sigismund erhob 1416 Amadeus VIII. von Savoyen und dessen Nachfahren in den Herzogsrang.

Quellen und Literatur

  • M. Jucker, Gesandte, Schreiber, Akten, 2004, 140-146, 233-236
  • E. Pibiri, «"En ambassarie devers le roi des Romains"», in La Suisse occidentale et l'Empire, hg. von J.-D. Morerod et al., 2004, 289-309
  • B. Stettler, Die Eidgenossenschaft im 15. Jh., 2004, 128-137
  • Sigismund von Luxemburg, ein Kaiser in Europa, hg. von M. Pauly, 2006
  • B. Meier, Ein Königshaus aus der Schweiz, 2008, 164-174.
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 15.2.1368 ✝︎ 9.12.1437

Zitiervorschlag

Claudius Sieber-Lehmann: "Sigismund", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.04.2016. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/029208/2016-04-27/, konsultiert am 27.03.2024.