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ChristophBurckhardt

(oder getauft) 10.7.1740, 3.4.1812 Basel, reformiert, von Basel. Grosskaufmann, im Indienne-, Baumwoll- und Sklavenhandel tätig.

Porträt von Christoph Burckhardt. Öl auf Leinwand von August Friedrich Oelenhainz, 1795, 74 x 64 cm (Historisches Museum Basel, Inv. 1989.78).
Porträt von Christoph Burckhardt. Öl auf Leinwand von August Friedrich Oelenhainz, 1795, 74 x 64 cm (Historisches Museum Basel, Inv. 1989.78).

Christoph Burckhardt war der Sohn des Kaufmanns und Grossrats Christoph Burckhardt (1708-1789) und der Marie Elisabeth Vischer. 1764 heiratete er Dorothea Merian (1744-1821), die Tochter des Textilhändlers und Bankiers Daniel Merian (1718-1775) und der Barbara Sarasin. Das Paar hatte fünf Söhne. Mit 21 Jahren trat er in die väterliche Firma Christoph Burckhardt & Sohn ein. Er amtierte 1787-1798 als Gerichtsherr. 1787 erwarb er den Seebacherhof am Blumenrain in Basel und errichtete dort 1788-1791 den Segerhof als neues Wohn- und Geschäftshaus für seine 1790 gegründete Firma Christoph Burckhardt & Co. Von hier aus organisierte er einen weltweiten Grosshandel mit Baumwolltüchern (Baumwolle) und Kolonialwaren (Kolonialismus).

Wie viele Basler Firmen beteiligte sich Burckhardts Unternehmen als Kommanditär an Elsässer und Badischen Zeugdruckereien (Indiennes) und setzte die Produkte insbesondere auf dem französischen Markt gewinnbringend ab. Als die französische Wirtschaft ab 1791 kriselte, konzentrierte sich Burckhardt auf den transatlantischen Dreieckshandel (Überseehandel). Bereits sein Vater hatte sich mit Anteilscheinen, sogenannten actions, am Sklavenhandel betätigt; zwischen 1783 und 1815 investierten die Firmen der Familie in insgesamt 21 Sklavenschiffe (Sklaverei). Der Einstieg in den Sklavenhandel erfolgte über enge Geschäftskontakte zu Basler Handelshäusern an der französischen Atlantikküste, wie Emmanuel et Nicolas Weis et fils in La Rochelle oder Riedy & Thurninger sowie demjenigen von Benoît Bourcard in Nantes, der ein entfernter Verwandter und Teilhaber des ebenfalls im Sklavenhandel tätigen Handelshauses Pelloutier, Bourcard & Cie. war. Nachdem sich Burckhardts Sohn Christophe Bourcard (1766-1815) 1789 in Nantes ansiedelte und im darauffolgenden Jahr die Firma Bourcard, Legrand & Cie. (später Bourcard Fils & Cie.) gründete, partizipierte der Segerhof über diese neue Zweigstelle an Sklavenexpeditionen. Neben Christoph Burckhardt beteiligten sich an der Tochtergesellschaft weitere Basler Kaufleute, unter anderem die Brüder Johann Jakob und Christoph Merian, sowie die nach den Wirren der Französischen Revolution in der Haute banque parisienne integrierten Handelsbanken Pourtalès, Perregaux, Hottinguer & Rougemont. Christophe Bourcard investierte auch in eigene Sklavenschiffe (Intrépide, Cultivateur), als der Atlantikhandel aufgrund des Sklavenaufstands in der französischen Kolonie Saint-Domingue (Haiti) und des Seekriegs zwischen Frankreich und England ins Stocken geriet. Wegen wiederholter finanzieller Verluste beging Letzterer 1815 Selbstmord. Für Christoph Burckhardt stellte der transatlantische Dreieckshandel vor allem ein Zusatzgeschäft dar, das ihm den Zugang zum westafrikanischen Markt ermöglichte, wo die bedruckten Baumwollstoffe stark nachgefragt wurden. Am Sklavenhandel verdiente er aufgrund verlustreicher Schiffsexpeditionen kaum, umso mehr hingegen an Schmuggelgeschäften während der Kontinentalsperre. Mit Hilfe eines Netzes von Speditionsfirmen und Fuhrunternehmen organisierte er den illegalen Transport von englischen Waren nach Basel. Diese wurden zu 80% in Frankreich veräussert, wobei Belfort als Drehscheibe für den Weitertransport fungierte.

Im sogenannten Segerhof-Archiv, das seit Anfang der 1970er Jahre öffentlich zugänglich ist, sind umfangreiche Korrespondenzen und Originaldokumente zum Sklavenhandel überliefert. Damit kommt dem Firmenarchiv von Christoph Burckhardt eine besondere Rolle in der historischen Aufarbeitung der Beteiligung von Schweizer Handelsfirmen am Kolonial- und Sklavenhandel zu.

Quellen und Literatur

  • Burckhardt-Sarasin, Carl: Aus der Geschichte der Grosshandelsfirmen und «Indiennes Fabriques» Christoph Burckhardt und Sohn in der «Goldenen Müntz» und dem «Ernauerhof» Christoph Burckhardt & Cie. im «Sägerhof» mit seiner Nanter Filiale, 1950.
  • Burckhardt, Sibylle E.: «Basler Wohnkultur im 18./19. Jahrhundert: der Segerhof», in: Burckhardtsche Familienstiftung (Hg.): ckdt. (Basel). Streiflichter auf Geschichte und Persönlichkeiten des Basler Geschlechts Burckhardt, 1990, S. 103-130.
  • Debrunner, Hans W.: «Basel und der Sklavenhandel. Fragmente eines wenig bekannten Kapitels der Basler Geschichte», in: Basler Stadtbuch 1993, 1994, S. 95-101.
  • Fierz, Peter: Eine Basler Handelsfirma im ausgehenden 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Christoph Burckhardt & Co. und verwandte Firmen, Dissertation, Universität Zürich, 1994.
  • Stettler, Niklaus: «Regionalisierung trotz Globalisierungsstrategie. Die Grosshandelsfirma Christoph Burckhardt & Co. in Basel und ihre Tochtergesellschaft Bourcard Fils & Comp. in Nantes, 1789-1813», in: Gilomen, Hans Jörg; Müller, Margrit; Veyrassat, Béatrice (Hg.): Globalisierung – Chancen und Risiken. Die Schweiz in der Weltwirtschaft 18.-20. Jahrhundert, 2003, S. 99-111 (Schweizerische Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 19).
  • Stettler, Niklaus; Haenger, Peter; Labhardt, Robert: Baumwolle, Sklaven und Kredite. Die Basler Welthandelsfirma Christoph Burckhardt & Cie. in revolutionärer Zeit (1789-1815), 2004.
  • Fässler, Hans: Reise in Schwarz-Weiss. Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei, 2005.
  • Haenger, Peter; Labhardt, Robert: «Basel und der Sklavenhandel. Das Beispiel der Burckhardtschen Handelshäuser zwischen 1780 und 1815», in: Bott, Sandra; David, Thomas et al. (Hg.): Schweiz – Afrika (18.-20. Jahrhundert). Vom Sklavenhandel zum Ende des Apartheid-Regimes, 2005, S. 25-42.
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Yiğit Topkaya: "Burckhardt, Christoph", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.08.2024. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/029857/2024-08-21/, konsultiert am 17.09.2024.