Im engeren Sinn ist die Kirchweih das jährliche Erinnerungsfest der Kircheneinweihung, das oft mit dem Feiertag des Kirchenpatrons (Patrozinium) zusammenfällt. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit gehörte die Kirchweih zu den wichtigsten lokalen Festen; im Verlauf der Neuzeit vermischte sie sich zum Teil mit anderen Festen oder Festanlässen (Alpabzug, Erntedank, Weinlese, Schlachtfest, Schützenfest). Im deutschsprachigen Gebiet der Schweiz ist die Kirchweih als Chilbi oder Kilbi bekannt, im französischsprachigen als kermesse, bénichon, vogue oder fête patronale, im Tessin als sagre.

In der frühchristlichen Kirche weihte der Bischof ein neues Gotteshaus mit einer ersten Messe ein; den Jahrestag beging man als kirchliches Fest. Der Weiheakt bildete sich im Spätmittelalter zum komplizierten Weiheritus fort. Die Reformation schaffte diesen ab und führte eine einfache Feier ein. Die katholische Kirche vereinfachte den Weiheritus 1977 im Rahmen ihrer Liturgiereform, behielt aber Kircheneinweihung und Kirchweih als kirchlich-liturgische Hochfeste bei.
Mit der kirchlichen Feier verband sich seit dem Hochmittelalter ein weltliches Fest, das sich zum populären Ortsfest entwickelte. In der Schweiz fand dieses lokale Volksfest mit Essen, Spiel (Kegeln, Schiessen) und Tanz in der Öffentlichkeit (Dorfplatz, Wirtshaus) statt. Der Kirchweihschmaus bestand und besteht auf dem Land noch heute in traditionellen Speisefolgen (Kanton Freiburg) und Gebäck wie Krapfen, Böck (Innerschweiz) oder Bénichons (Kanton Freiburg), die man auch als Geschenke (Kirchweihkram) heimtrug. Mit der Kirchweih war und ist noch manchenorts ein 2-3-tägiger Jahrmarkt (Kirchmesse, französisch kermesse) verbunden. Ausschweifungen und Schlägereien versuchten die Obrigkeiten seit dem 15. Jahrhundert zu unterbinden, wie ihre Mandate dokumentieren. Die Reformation zielte auf die Abschaffung des Volksfestes, allerdings mit unterschiedlichem Erfolg: Im Gebiet von Bern (einschliesslich Waadt, Berner Aargau, Mediatgebiet Murten), Neuenburg und Basel (mit Landschaft) starb die Kirchweih bis auf einige wenige Feste aus, im Territorium von Zürich (ohne Städte) und der Ostschweiz blieb sie jedoch als Dorffest mit Tanztagen und Buden, in Weinbaudörfern mit Sauser-Antrinken populär. Im Kanton Genf erhielt sie sich als fête patronale oder vogue, im Kanton Graubünden ist sie selten (rätoromanisch pardunanza).
In katholischen Gebieten blieb die Kirchweih vor allem auf dem Land erhalten. Noch heute wird das Volksfest in den Kantonen Glarus, Luzern und Appenzell (mit Jahrmärkten), Freiburg (französisch bénichon) und Jura (als Saint-Martin) gefeiert. Im Wallis und im Tessin (italienisch sagre) wird die Kirchweih als Patronatsfest sowohl kirchlich wie weltlich, teils mit Jahrmärkten (z.B. San Provino in Agno), begangen. Im Alpen- und Voralpengebiet – von der Innerschweiz über das Entlebuch, Emmental, Berner Oberland, Schwarzenburger- bis Greyerzerland – trat die Älpler-, Sennen- oder Bergkilbi an die Stelle der Kirchweih, im katholischen Gebiet mit Gottesdienst, Mählern, Umzügen, Tanz und Gaben (Mahl, Käse) an die Geistlichkeit, im reformierten Gebiet als Bergfest (auch Bergdorfet) mit Schwingen und Tanz (z.B. Lüderenkilbi im Emmental). Die einst beliebten Preisschiessen der Knabenschaften am Kirchweihtag erhielten sich in der Schützenkilbi, etwa im Luzernbiet und im Freiamt.
Neben dem Tag der Kircheneinweihung und dem Patronatsfest setzten sich manchenorts in Anlehnung an bäuerliche Erntefeste für die Kirchweih auch Spätsommer- bis Novembertermine durch. In einigen Gebieten wurden die Feste der einzelnen Dörfer und Städte auf einen einzigen Termin im Herbst zusammengelegt, nicht zuletzt deshalb, um das sogenannte Chilbilaufen, den Besuch der Kirchweihen in der Umgebung, zu unterbinden (erstmals Glarus 1690). Im 21. Jahrhundert wird die Kirchweih in den Kantonen Freiburg, Solothurn, Luzern, St. Gallen und Thurgau im Herbst gefeiert.