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Schweizerischer Arbeiterinnenverband (SAV)

Solidaritätsmarken des Schweizerischen Arbeiterinnenverbands, um 1910 (Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich, F Ob-0001-191).
Solidaritätsmarken des Schweizerischen Arbeiterinnenverbands, um 1910 (Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich, F Ob-0001-191).

Als Aktivistin der Zweiten Internationale gründete Gertrud Guillaume-Schack ab 1885 die ersten Arbeiterinnenvereine in der Schweiz. 1890 schlossen sich fünf dieser Vereine (Basel, Bern, St. Gallen, Winterthur, Zürich) zum Schweizerischen Arbeiterinnenverband (SAV) zusammen. Unter der ersten Präsidentin Verena Conzett forderte der SAV insbesondere den Versicherungs- und den Wöchnerinnenschutz (Mutterschaft, Arbeiterschutz) sowie ab 1893 als erste Organisation in der Schweiz auch das Frauenstimmrecht. Die Mitglieder waren vor allem nicht gewerkschaftlich organisierte Dienstmädchen, Heimarbeiterinnen, Hausfrauen und Lehrerinnen. 1904-1908 im Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) integriert, gewann der SAV mit der Gewerkschaftssekretärin Margarethe Hardegger (1905-1909) und den von ihr gegründeten Zeitschriften Die Vorkämpferin und L'Exploitée an politischem Profil. Unter dem Einfluss der Deutschen Clara Zetkin lehnte der Verband den Anschluss an den 1900 gegründeten Bund Schweizerischer Frauenvereine (BSF) ab und suchte im Rahmen der internationalen Frauenkonferenzen die Zusammenarbeit mit proletarischen Frauenorganisationen. Einzelne Arbeiterinnenvereine blieben jedoch bis 1912 im BSF vertreten. 1911 rief der SAV zum ersten internationalen Frauentag am 8. März auf. 1912 erfolgte der Beitritt zur Sozialdemokratischen Partei (SP) und 1917 die Auflösung von Verband und Vereinen (45 Sektionen, 2250 Mitglieder).

Quellen und Literatur

  • Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen, Familienarchiv Eugster, Notizbuch Arbeiterinnen-Sekretariat 1909-1915, Fa Eugster 01:057-05.
  • Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich, Schweizerischer Arbeiterinnenverband.
  • Die Vorkämpferin, 1906-1920 (e-periodica).
  • L’Exploitée, 1907-1908 (e-periodica).
  • Joris, Elisabeth; Witzig, Heidi: Frauengeschichten(n). Dokumente aus zwei Jahrhunderten zur Situation der Frauen in der Schweiz, 20215 (1986), S. 452-456.
  • Frei, Annette: Rote Patriarchen. Arbeiterbewegung und Frauenemanzipation in der Schweiz um 1900, 1987.
  • Mesmer, Beatrix: Ausgeklammert – Eingeklammert. Frauen und Frauenorganisationen in der Schweiz des 19. Jahrhunderts, 1988.
  • Holenstein, Katrin; Ryter, Elisabeth: Rote Fahnen – lila Tücher. 8. März: Zur Geschichte des Internationalen Frauentages in der Schweiz, 1993.
  • Boesch, Ina: Gegenleben. Die Sozialistin Margarethe Hardegger und ihre politischen Bühnen, 2003.
  • Bochsler, Regula: Ich folgte meinem Stern. Das kämpferische Leben der Margarethe Hardegger, 2004.
  • Isler, Simona: Politiken der Arbeit. Perspektiven der Frauenbewegung um 1900, 2019.
Weblinks

Zitiervorschlag

Elisabeth Joris: "Schweizerischer Arbeiterinnenverband (SAV)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.12.2022. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/030557/2022-12-06/, konsultiert am 13.10.2024.