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Kroatien

Situationskarte Kroatien © 2007 HLS und Kohli Kartografie, Bern.
Situationskarte Kroatien © 2007 HLS und Kohli Kartografie, Bern.

Das ehemals österr.-ungar. K. wurde 1918 Teil des Königreichs Jugoslawien. 1941 proklamierte die faschist. Ustascha mit Unterstützung der Achsenmächte den "Unabhängigen Staat K.", der bis 1945 Bestand hatte. Die Schweiz, die während des 2. Weltkriegs die Interessen der USA und Grossbritanniens in K. vertrat, verweigerte diesem - wie auch anderen während des Kriegs entstandenden Staaten - anfänglich die Anerkennung. 1941 beschloss der Bundesrat jedoch, das seit 1920 in Zagreb bestehende Konsulat bei der neuen Regierung einzurichten, um die Interessen der ca. 200 Schweizer in der Region zu vertreten. Im gleichen Jahr wurde die kroat. Vertretung in Bern eröffnet und ein Waren- und Verkehrsabkommen abgeschlossen, was einer De-facto-Anerkennung gleichkam. 1943 folgte ein Abkommen über den schweiz.-kroat. Waren- und Zahlungsverkehr, 1944 blockierte der Bundesrat die kroat. Guthaben in der Schweiz.

Die Republik K., die ab 1946 zur kommunist. föderativen Volksrepublik Jugoslawien gehört hatte, erklärte am 25.6.1991 ihre Souveränität, worauf ein Sezessionskrieg ausbrach. 1992 wurde K. von den EG-Staaten und der Schweiz anerkannt. Im gleichen Jahr wurde die schweiz. Botschaft in Zagreb eröffnet, und seit 1995 bestehen die kroat. Botschaft in Bern sowie Konsulate in Lugano, Zürich und Olten. Seit 1999 sind versch. bilaterale Wirtschaftsabkommen geschlossen worden. 2000 betrugen die Exporte nach K., v.a. Maschinen, Papier und chem. Produkte, ca. 130 Mio. Fr., während Waren - vorwiegend Holz, Möbel, Textilien und landwirtschaftl. Produkte - im Wert von 27 Mio. Fr. importiert wurden. 1991-2000 investierte die Schweiz in K. 52 Mio. Fr. in die humanitäre Hilfe, so in den Bau von wintersicheren Unterkünften und Flüchtlingszentren und den Wiederaufbau von Dörfern. Im gleichen Zeitraum stellten 778 kroat. Staatsangehörige in der Schweiz ein Asylgesuch. 2001 umfasste die schweiz. Kolonie in K. 384 Personen, während in der Schweiz 43'608 Kroatinnen und Kroaten lebten. Die kulturellen Beziehungen umfassen die gegenseitige Teilnahme an literar. Treffen, Theaterfestivals sowie Konzerten und Ausstellungen. Der Bund unterstützt die Vergabe von schweiz. Hochschulstipendien an kroat. Staatsangehörige.

Quellen und Literatur

  • H. Klarer, Die schweiz. Praxis der völkerrechtl. Anerkennung, 1981
  • C. Zvonimir, Die Kroaten in der Schweiz, 1982
  • P. Widmer, Kroatien im Umbruch, 2004
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Therese Steffen Gerber: "Kroatien", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.12.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/032207/2013-12-04/, konsultiert am 16.04.2024.