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MartinBundi

Martin Bundi als Nationalratspräsident. Fotografie von Walter Rutishauser, 1986 (Bibliothek am Guisanplatz, Bern, Portraitsammlung Rutishauser).
Martin Bundi als Nationalratspräsident. Fotografie von Walter Rutishauser, 1986 (Bibliothek am Guisanplatz, Bern, Portraitsammlung Rutishauser).

19.10.1932 Sagogn, 1.1.2020 Chur, reformiert, von Sagogn. Sohn des Gion Bundi, Schreinermeisters, und der Anna geborene Cahenzli. Käthe Mittner, von Braggio. Nach dem Erwerb des Lehrerpatents in Chur 1952 begann Martin Bundi ein Sekundarlehrer- und Geschichtsstudium an der Universität Zürich, das er 1963 mit dem Titel eines Dr. phil. in Zürich abschloss. 1965-1997 war er Hauptlehrer und 1966-1976 Vizedirektor am Lehrerseminar Chur. Der überzeugte Sozialdemokrat amtierte 1972-1975 als Churer Gemeinderat und 1975-1995 als Nationalrat, dessen Präsidium er 1985-1986 innehatte. 1980-1981 präsidierte er die Kommission für Wissenschaft und Forschung, 1984-1985 die Militärkommission und 1990-1991 die aussenpolitische Kommission. 1993-1995 stand er der Schweizer Delegation bei der Parlamentarischen Versammlung der  Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa vor. Im Nationalrat machte sich Bundi für den Erhalt der rätoromanischen Sprache stark. 1985 leitete eine erfolgreiche Motion (sogenannte Motion Bundi) die Revision des Sprachenartikels zur Förderung bedrohter Landessprachen in der Bundesverfassung ein (1996). Sein kulturelles, gesellschaftliches und umweltpolitisches Engagement schlug sich auch in der Präsidentschaft der rätoromanischen Sprachvereinigung Renania 1965-1971, der Pro Senectute Graubünden 1983-1989 und der Eidgenössischen Nationalparkkommission 1991-2000 nieder. Bundi war zudem Mitglied des leitenden Ausschusses des Forum Helveticum, des Vorstands der schweizerischen Helsinki-Vereinigung und 1988-1991 Chefredaktor des Lexicon istoric retic. Zu Bundis weiteren Anliegen zählten Fragen des Verkehrs und der Landwirtschaft in Bergregionen. 2013 erhielt der Politiker und Historiker für seine Verdienste um die Förderung der rätoromanischen Sprache und für die zahlreichen Forschungsarbeiten zur Geschichte Graubündens und des benachbarten Auslands den Bündner Kulturpreis.

Quellen und Literatur

  •  Bundi, Martin: Zur Besiedlungs- und Wirtschaftsgeschichte Graubündens im Mittelalter, 1989.
  •  Bundi, Martin: «Die Aussenbeziehungen der Drei Bünde», in: Verein für Bündner Kulturforschung (Hg.): Handbuch der Bündner Geschichte. Frühe Neuzeit, Bd. 2, 2000, S. 173-202.
  •  Bundi, Martin: Gewissensfreiheit und Inquisition im rätischen Alpenraum. Demokratischer Staat und Gewissensfreiheit. Von der Proklamation der «Religionsfreiheit» zu den Hexenverfolgungen im Freistaat der Drei Bünde (16. Jahrhundert), 2003. 
  •  Bundi, Martin: Zur Situation des Rätoromanischen in Graubünden: Bedrohte Landessprache – notwendige Vorkehrungen zu ihrer Rettung, 2014.
  •  Widmer, Jean; Coray, Renata et al.: Die Schweizer Sprachenvielfalt im öffentlichen Diskurs. Eine sozialhistorische Analyse der Transformationen der Sprachenordnung von 1848 bis 2000, 20052, S. 262-279.
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Zitiervorschlag

Adolf Collenberg: "Bundi, Martin", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.02.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/033715/2020-02-10/, konsultiert am 29.03.2024.