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JeanZiegler

19.4.1934 Bern, reformiert, dann katholisch, von Bern und ab 1969 von Genf. Sohn des Hans, Präsident des Thuner Bezirksgerichts, und der Elisabeth geborene Walther. 1) 1965 Wedad Seinier, Tochter des Antoine, 2) 1999 Erica Deuber geborene Pauli, Kunsthistorikerin, Tochter des Paul. 1953-1956 Rechtsstudium in Bern und Genf, ab 1956 Rechts- und Soziologiestudiun in Paris, ab 1959 Soziologiestudium in New York, 1958 Doktorat in Recht und 1967 Privatdozent für Soziologie in Bern. Ab 1960 Anwalt in Genf. 1961 hielt sich Ziegler im Auftrag der UNO in Kongo und Burundi auf. 1972-1977 war er ausserordentlicher, 1977-2002 ordentlicher Professor für Soziologie an der Universität Genf. Daneben unterrichtete er am Institut universitaire d'études du développement in Genf sowie an den Universität Bern, Grenoble und Paris 1. 1963-1967 sass Ziegler für die SP im Stadtparlament von Genf, 1967-1983 und 1987-1999 im Nationalrat. Als Präsident der Parlamentariergruppe Schweiz-Dritte Welt war Ziegler ein umtriebiger und umstrittener Volksvertreter, der einen langen Kampf gegen die Banken und die Wirtschaftslobby in der Schweiz und im Ausland ausfocht. Er verfasste zahlreiche Werke, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Einige davon trugen ihm erbitterte Feindschaften sowie Verleumdungsprozesse und Verurteilungen ein, so "Eine Schweiz – über jeden Verdacht erhaben" (1976), "Der Sieg der Besiegten" (1989, französisch 1988), "Die Schweiz wäscht weisser" (1990), dessen Publikation 1991 zur Aufhebung seiner parlamentarischen Immunität führte, "Das Imperium der Schande" (2005), "Der Hass auf den Westen" (2009, französisch 2008, Literaturpreis für Menschenrechte) und "Wir lassen sie verhungern" (2012, französisch 2011). Nach seinem Rückzug aus der schweizerischen Politik setzte Ziegler seine internationale Karriere fort. Seinem langjährigen Engagement zugunsten der Entwicklungsländer blieb er treu. 2000-2008 war Ziegler Sonderbeauftragter des UN-Menschenrechtsrats für das Recht auf Nahrung und seit 2008 Mitglied des Beratenden Ausschusses des Menschenrechtsrats. Dr. h.c. der Universitäten Mons, Lüttich, Savoie und Paris 8, staatliche Auszeichnungen von Frankreich, Italien, Algerien und Kap Verde.

Quellen und Literatur

  • M.-M. Grounauer, L'affaire Ziegler, 1977
  • F. Auer, Das Schlachtfeld von Thun, oder, Dichtung und Wahrheit bei Jean Ziegler, 1997
  • J. Wegelin, Jean Ziegler, 2011
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Zitiervorschlag

Guy Le Comte: "Ziegler, Jean", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.02.2018, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/033772/2018-02-14/, konsultiert am 03.04.2024.