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Serbien

Situationskarte Serbien © 2008 HLS und Kohli Kartografie, Bern.
Situationskarte Serbien © 2008 HLS und Kohli Kartografie, Bern.

Vom 19. Jahrhundert an Teil des Osmanischen Reichs, wurde Serbien 1878 unabhängig. Ab 1882 bildete es das Königreich Serbien, 1918-1991 war es Teil von Jugoslawien und behielt während und nach den Jugoslawienkriegen den Namen bei. Ab 2003 hiess der Staat Serbien und Montenegro, 2006 spaltete sich Montenegro, 2008 Kosovo von Serbien ab.

Vor 1878 lebten viele Serben in der Schweiz, unter anderen der spätere Ministerpräsident Nikola Pašić. Der grösste Teil war an der Universität Zürich als Medizinstudenten immatrikuliert. 1888 wurde ein Niederlassungs- und Konsularvertrag zwischen beiden Staaten abgeschlossen. Nachdem die beiden Länder lange über ihre Gesandtschaften in Wien verkehrt hatten, ernannte die Schweiz 1908 einen Honorarkonsul in Belgrad und Serbien eröffnete 1909 ein Konsulat in Genf. Ab 1917 gab es eine diplomatische Vertretung des serbischen Königreichs in Bern. Die Schweizer Kolonie in Serbien bestand vor dem Ersten Weltkrieg aus 500 Mitgliedern, während sich 1200 Serben in der Schweiz aufhielten. Die Tätigkeit dieser Exilserben war vornehmlich auf die Bildung eines einheitlichen südslawischen Staates ausgerichtet. 1863-1881 war der Schweizer Charles Bétant Erster Sekretär des serbischen Aussenministeriums. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts besuchten Glarner Handelsleute das serbische Königreich, um wirtschaftliche Kontakte zu knüpfen. Zugunsten der ostschweizerischen Textilindustrie bestand 1879 eine provisorische Handelsübereinkunft, die durch den Handelsvertrag von 1907 abgelöst wurde. 1904 wurden für rund 1 Mio. Franken Güter von der Schweiz nach Serbien ausgeführt, vor allem Textilwaren aus der Ostschweiz wie Kopftücher, Seidenstoffe oder Stickereien, aber auch Taschenuhren, Käse und Schokolade. Während des Ersten Weltkriegs übernahm die Schweiz für Deutschland das Schutzmachtmandat in Serbien 1991-2010 hat die Schweiz die Entwicklung des serbischen Staates mit über 300 Mio. Franken gefördert. In der gleichen Zeitspanne traten 24 bilaterale Verträge in Kraft. 2009 war die Schweiz der fünftgrösste Investor in Serbien. 2010 exportierte sie Waren im Wert von 179 Mio. Franken nach Serbien, während sie für 66 Mio. importierte. Ab 1960 gründeten Gastarbeiter serbisch-orthodoxe Kirchgemeinden in Zürich und Bern. Diese waren zu Beginn des 21. Jahrhunderts in Bezug auf ihre Mitgliederzahlen die bedeutendsten orthodoxen Gemeinden der Schweiz. 2010 lebten 121'908 Serbinnen und Serben in der Schweiz und 1121 Schweizerinnen und Schweizer – davon 970 mit doppelter Staatsangehörigkeit – in Serbien.

Quellen und Literatur

  • Z. Levental, «Médecins et infirmières de la Suisse – surtout de Genève – dans les guerres des peuples yougoslaves», in Gesnerus 34, 1977, 156-167
  • W.G. Zimmermann, «Serb. und bulgar. Studenten an der Univ. Zürich bis zum Ersten Weltkrieg», in Wegenetz europ. Geistes II: Univ. und Studenten, hg. von R.G. Plaschka, K. Mack, 1987, 250-255

Zitiervorschlag

Therese Steffen Gerber: "Serbien", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.03.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/041010/2013-03-21/, konsultiert am 23.03.2025.