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Gurit-Heberlein

Industriekonzern mit Sitz in Wattwil, der aus der 1835 von Georg Philipp Heberlein gegründeten Garnfärberei hervorging. Die zweite Besitzergeneration, unter der die Entwicklung vom gewerblichen zum industriellen Betrieb erfolgte, führte künstl. Farbstoffe, die dritte die Garnmercerisation (1897), die Stückfärberei und die Druckerei (1916) ein. 1915 wurde das Unternehmen in eine AG umgewandelt. 1927 kaufte die aufstrebende Heberlein (1896 45 Beschäftigte, 1925 1'217) die Neue Schweiz. Kattundruckerei in Richterswil, legte den Betrieb 1929 still und errichtete an deren Stelle die Gummiwerke Richterswil (Gurit). Nach dem 2. Weltkrieg wuchs die Heberlein mit der Texturierung von Chemiefasern (Helanca). Das Verfahren wurde weltweit lizenziert und eine eigene Maschinenfabrik gebaut. Ende der 1960er Jahre diversifizierte das Unternehmen Richtung Chemie und Kunststoffe und übernahm 1967 die Firma Coltène (Dentalprodukte) in Altstätten, 1969 die Textilgruppe Arova mit Sitz in Flurlingen sowie 1973 den Folienhersteller Worbla in Ittigen. 1968 bildete Gurit mit dem US-Chemiekonzern Essex Chemical das Gemeinschaftsunternehmen Gurit-Essex in Freienbach. In den 1970er Jahren stieg das Unternehmen (1970 5'260 Beschäftigte, 330 Mio. Fr. Umsatz) aus dem zusammengebrochenen Texturiermarkt aus; eine Restrukturierung gelang mit massiver Bankenhilfe. 1984 wurde die neue Dachgesellschaft G. gegründet. Der Wandel vom Textil- zum Chemie- und Kunststoffkonzern mit den Bereichen Kleb- und Dichtsysteme für die Autoindustrie, Dental- und Medizinalprodukte, techn. Materialien (Skibeläge, Folien) und Fasertechnologie (Spinndüsen, Kunstfasergarne) wurde 1999 mit der Ausgliederung der Heberlein Textil abgeschlossen. Letztere hatte 1987 den Textilverleger Mettler (St. Gallen) übernommen und sich vom Lohndrucker zum Anbieter von eigenen Stoffkollektionen entwickelt. 2001 wurde die Heberlein Textil geschlossen. 2000 verkaufte G. ihren 50%-Anteil an der Gurit-Essex, die Klebstoffe für den Automobilbau produziert, an die Joint-Venture-Partnerin Dow Chemical Company. Danach tätigte sie eine Reihe von Zukäufen. 2003 beschäftigte die G., die nach wie vor von Familienmitgliedern (Hans Huber, Robert Heberlein) kontrolliert wurde, 2'180 Angestellte und erzielte einen Umsatz von 508 Mio. Fr. 2006 wurde der Konzern in die beiden Unternehmen Gurit (Hochleistungsverbundwerkstoffe) und Medisize (Medizinal- und Dentalgeschäft) aufgespalten.

Quellen und Literatur

  • 100 Jahre Heberlein 1835-1935, 1935
  • Heberlein 1835-1960, 1960
  • Wattwil, hg. von H. Büchler, 1997, 169-177
Weblinks

Zitiervorschlag

Adrian Knoepfli: "Gurit-Heberlein", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.12.2006. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/041866/2006-12-05/, konsultiert am 07.11.2024.