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Sandoz

Probedruck für eine geplante Werbeaktion, gestaltet von Ralph Schraivogel, 1984 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).
Probedruck für eine geplante Werbeaktion, gestaltet von Ralph Schraivogel, 1984 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste). […]

1886 gründeten der Chemiker Alfred Kern und der Kaufmann Edouard Sandoz die Kollektivgesellschaft Chemische Fabrik Kern & Sandoz. 1892 umfasste die Produktepalette bereits 28 verschiedene Farbstoffe für Wolle, Seide, Baumwolle und Leinen, wobei gesamthaft 380 t Farbe hergestellt wurden. Die ab 1893 von Edouard Sandoz allein geführte Firma wurde 1895 in die Aktiengesellschaft Chemische Fabrik vormals Sandoz umgewandelt. 1911 eröffnete die Sandoz in England ihre erste Auslandsfiliale. Während des Ersten Weltkriegs erfuhr die Firma wegen des Ausfalls der weltmarktbeherrschenden deutschen Konkurrenz einen Aufschwung. In der Zwischenkriegszeit leitete das Unternehmen eine Diversifizierung (ab 1917 Aufbau einer eigenständigen pharmazeutischen Forschung, 1926 Abteilung für chemische Faserumwandlung, Ende der 1930er Jahre Aufbau einer agrochemischen Abteilung für Schädlingsbekämpfungsmittel) und Multinationalisierung (1919-1926 Gründung von Tochtergesellschaften in den USA, in Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland) ein. 1918-1951 bildete Sandoz mit Geigy und Ciba die sogenannte Basler Interessengruppe, ein weit reichendes Kartell. 1939 erfolgte die Umbennung des Unternehmens in Sandoz AG. Ab 1952 war der Pharmabereich der umsatzmässig stärkste Unternehmensteil. 1963 übernahm Sandoz die Biochemie GmbH in Kundl (Tirol), womit sie den Grundstein für ihre starke Stellung in der biotechnologische Herstellung von pharmazeutischen Wirkstoffen legte. 1967 folgte die Wander AG in Bern, womit Sandoz ins Diätetika- sowie ins Hospital Supply-Geschäft einstieg, 1969 die benachbarte Durand & Huguenin. Mitte der 1970er Jahre begann Sandoz ins Saatgutgeschäft vorzustossen, 1985 in den Markt für Bauchemikalien. 1982 revolutionierte Sandoz mit der Einführung von Sandimmun die Transplantationsmedizin und erlangte weltweit grosse Anerkennung auf dem Gebiet der Immunologie. Als erstes Medikament von Sandoz sprengte das Produkt zehn Jahre später die Umsatzgrenze von 1 Mrd. Franken. Der Brand in Anlagen des Konzerns in Schweizerhalle 1986 führte zu schweren ökologischen Schäden im Rhein. 1990 wurde Sandoz in eine Holding umgewandelt, die einzelnen Divisionen wurden zu eigenständigen Unternehmenseinheiten in Form von Aktiengesellschaften. In den 1990er Jahren leitete das Unternehmen mit der Akquisition der Babynahrungsherstellerin Gerber Products Company in Fremont (Michigan) und der Ausgliederung der Division Chemikalien – der heutigen Clariant – eine Fokussierung auf die Bereiche Pharma, Ernährung und Agro ein. 1996 fusionierten die Konzerne Sandoz und Ciba zur Novartis. Diese «Elefantenhochzeit» war eines der einschneidendsten Ereignisse in der Geschichte der Schweizer Industrie. 2003 vereinigte Novartis unter der Marke Sandoz seine Generikaunternehmungen.

Quellen und Literatur

  • FirmenA Novartis AG, Basel
  • 75 Jahre Sandoz, 1961
  • «110 Jahre Sandoz», in Sandoz-Bull. 32, 1996, Nr. 112, 6-31
  • C. Zeller, Globalisierungsstrategien – der Weg von Novartis, 2001
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Walter Dettwiler: "Sandoz", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.01.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/041895/2012-01-06/, konsultiert am 19.03.2024.