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AugustBenziger

2.1.1867 Einsiedeln, 13.4.1955 New York, katholisch, von Einsiedeln, ab 1951 amerikanischer Staatsbürger. In Europa und den USA tätiger Kunstmaler und Porträtist.

August Benziger, Sohn von Adelrich Benziger und Anna Maria geborene Koch, Tochter eines Landwirts aus Boswil, entstammte der Verlegerfamilie Benziger. Sein Vater war Mitbesitzer des katholischen Benziger Verlags und verfügte über gute Kontakte zu internationalen Künstler- und Unternehmerkreisen. Das Elternhaus war streng katholisch. Seine Schwester Anna, mit dem Ordensnamen Margherita Maria, und sein Bruder Alois Maria Benziger traten später in Belgien in den Karmeliterorden ein.

Fotografie, die von den Presseagenturen anlässlich des Todes von August Benziger im Jahr 1955 verbreitet wurde (KEYSTONE / Photopress, Bild 302581061).
Fotografie, die von den Presseagenturen anlässlich des Todes von August Benziger im Jahr 1955 verbreitet wurde (KEYSTONE / Photopress, Bild 302581061).

Benziger erhielt eine sorgfältige Bildung, die ihn auf die ihm zugedachte Tätigkeit als Verleger katholischer Kunst vorbereiten sollte. Schon als Vierjähriger erhielt er Privatunterricht in Zeichnen. Die Primarschule absolvierte er in Einsiedeln. Es folgten Ausbildungsaufenthalte im von Benediktinermönchen geführten Gymnasium in Sarnen, in Thonon, in der benediktinischen Downside School in Bath, in der St. Lukasschule in Gent und im Institut Saint-Louis in Brüssel, wo ihn der Direktor der dortigen Kunstakademie, Joseph Stallaert, privat unterrichtete. Weitere Stationen waren Genf, die Königliche Kunstgewerbeschule in München, wo er mit Kirchenmalern wie Andreas Müller verkehrte, und die Kunstakademie in Wien. Dazwischen arbeitete er im väterlichen Verlagsgeschäft in Einsiedeln. Mit dem Kunsthistoriker Pater Albert Kuhn unternahm er ausgedehnte Studienreisen.

Nachdem er sich 1889-1890 anlässlich der Weltausstellung in Paris aufgehalten hatte, entschied er sich für ein Leben als freischaffender Kunstmaler. 1891 richtete er in Paris ein Atelier ein und erlangte, protegiert von mit seiner Familie bekannten Unternehmern wie Charles Lorilleux und Alfred Firmin-Didot, erste Erfolge als Porträtmaler des Pariser Grossbürgertums. Es folgten rastlose Jahre mit vielen Auftragsarbeiten, die er in Ateliers in Paris und Zürich, in Italien und in verschiedenen alpinen Kurorten ausführte. 1896-1897 hielt er sich auf Anregung des Zürcher Textilindustriellen Robert Schwarzenbach erstmals länger in den USA auf. In Chicago lernte er Gertrud Lytton, die Tochter eines wohlhabenden Warenhausbesitzers jüdischer Abstammung, kennen, die er am 5. Juli 1898 in der St. Patrick's Cathedral in New York heiratete. Aus der Ehe gingen bis 1902 drei Töchter hervor; eine von ihnen, Marguerite Benziger, trat wie zuvor ihre Tante Margherita Maria und ihr Onkel Alois Maria einer Ordensgemeinschaft bei. Die Familie bewegte sich zwischen Wohnsitzen in New York, Paris und Brunnen, wo Benziger 1903-1904 auf einem geerbten Familienanwesen ein Grand Hotel erbauen liess. Dieses wurde zu einem Treffpunkt des Adels, der höheren Geistlichkeit und des gehobenen Bürgertums; nach dem Ersten Weltkrieg zog sich Benziger dorthin zurück. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in New York. 1951 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft.

«Das Atelier des Künstlers», nach 1907. Reproduktion einer Fotografie, veröffentlicht in Richard Braungarts August Benziger. Sein Leben und sein Werk, München, 1922 (Archiv Stiftung Kulturerbe Einsiedeln, Hic.2.4).
«Das Atelier des Künstlers», nach 1907. Reproduktion einer Fotografie, veröffentlicht in Richard Braungarts August Benziger. Sein Leben und sein Werk, München, 1922 (Archiv Stiftung Kulturerbe Einsiedeln, Hic.2.4). […]

August Benziger war als Porträtist in den höchsten gesellschaftlichen Schichten in Europa sowie in Übersee beliebt. Zu den von ihm gemalten Persönlichkeiten gehörten europäische und amerikanische Präsidenten, Päpste und Kardinäle, Militär- und Wirtschaftsführer. Seine grössten künstlerischen und kommerziellen Erfolge erzielte er in den USA. In Fachkreisen stiess seine im 19. Jahrhundert verhaftete Kunst ab den 1920er Jahren zunehmend auf Ablehnung.

Quellen und Literatur

  • Braungart, Richard: August Benziger. Sein Leben und sein Werk, 1922.
  • Benziger, Marieli: August Benziger. International Portrait Painter, 1993.
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF
Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 2.1.1867 ✝︎ 13.4.1955

Zitiervorschlag

Heinz Nauer: "Benziger, August", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.12.2019. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/042306/2019-12-10/, konsultiert am 16.04.2024.