15.5.1773 Koblenz (Rheinland), 11.6.1859 Wien. Graf, ab 1813 Fürst. Der österr. Aussenminister (ab 1809) und Staatskanzler (ab 1821) übte als Kopf der österr. Europapolitik grossen Einfluss auf die Schweiz aus. Obwohl die eidg. Tagsatzung 1813 nach Napoleons Niederlage bei Leipzig ihre Neutralität erklärte, erreichte M. den Vormarsch österr. Truppen nach Paris durch Schweizer Gebiet. Bern und andere patriz. Kantone gingen gar eine Konvention mit der Allianz ein, die 1815 zum Burgunderfeldzug führte. Als "Dirigent" des Wiener Kongresses sorgte M. dafür, dass die Schweiz ein lockerer Bund souverän-gleichwertiger Kantone mit schwacher Zentralgewalt und Verfassungsordnung wurde. Mit der Pariser Anerkennung der Unabhängigkeit und Neutralität der Schweiz von 1815 und dem unfreiwilligen Beitritt der Schweiz zur Hl. Allianz 1817 verband er das Ziel, die traditionelle Abhängigkeit der Schweiz von Frankreich zu beenden. Das aus der Neutralitätsakte konstruierte Garantie- und Interventionsrecht diente M. zur Bevormundung von Tagsatzung und Kantonen, die im Zug der Regeneration nochmals zunahm. Doch schon vor der Niederlage des Sonderbunds verlor M. die Kontrolle über die Schweizer Politik. Eine österr.-franz. Intervention, worauf die kath. Kantone gehofft hatten, wurde von der brit. Diplomatie vereitelt. M.s Scheitern in der Schweiz nahm den eigenen Sturz in Wien und den Zusammenbruch des restaurativen Europa vorweg.
Quellen und Literatur
- A. Winkler, «M. und die Schweiz», in ZSG 7, 1927, 60-116, 127-163
- Bonjour, Neutralität 1
- L. Lenherr, Ultimatum an die Schweiz, 1991
Kurzinformationen
Lebensdaten | ∗︎ 15.5.1773 ✝︎ 11.6.1859 1773-05-151859-06-11 |
Systematik
Politik (1790-1848) |