Die Schweizerische Akademie der Naturwissenschaften wurde am 6. Oktober 1815 auf dem Petit Salève (Dep. Haute-Savoie, F) als Schweizerische Naturforschende Gesellschaft (SNG) gegründet; 1988 in SANW umbenannt, ist sie Dachorganisation von 45 Fachvereinigungen und 29 kantonalen Mitgliedgesellschaften (2011) mit Sitz in Bern.
Nach einer ersten Berner Initiative (1797) erfolgte die Gründung der SNG durch den Genfer Kreis um Henri-Albert Gosse unter Beteiligung von Naturwissenschaftlern aus der ganzen Schweiz. Im Einvernehmen mit zwei Genfer Gesellschaften (Société de Physique et d'Histoire naturelle, Société des Naturalistes) sollte die SNG als interkantonale Vereinigung jährlich wechselnd in einem anderen Kanton tagen. Sie wurde zur ersten nationalen naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Europa und Vorbild für spätere Gründungen, unter anderem in Deutschland, England und Frankreich. Lange gehörten ihr auch die Mediziner an, bis sie sich selbst organisierten (Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften). Ihre erklärten Ziele waren der Fortschritt der Wissenschaft und der Dienst am Land in politischer, volkswirtschaftlicher und philanthropischer Hinsicht.
Von Anfang an übernahm die SNG national wichtige Aufgaben. Aus ihren Kommissionen entstanden verschiedene Bundesinstitutionen, unter anderem die Landestopographie, die Landeshydrologie und -geologie und die Schweizerische Meteorologische Anstalt. 1909 rief sie den Schweizerischen Bund für Naturschutz (1997 umbenannt in Pro Natura) ins Leben und schuf den Schweizerischen Nationalpark (Bundesgesetz von 1914). Sie initiierte die Idee der nationalen Forschungspartnerschaft mit Entwicklungsländern (1988). Zu ihren Schwerpunkten zählen Umwelt- und Klimaforschung (Global Change) sowie Alpenforschung, beide auf internationaler Ebene und zusammen mit anderen Akademien betrieben; ferner langfristige Forschungsprojekte im Nationalpark, das Gletscherinventar sowie die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen (Gentechnologie, Tierversuche). Seit 1951 führt sie eine Forschungsstation in Adiopodoumé (Elfenbeinküste).
Mittels Öffentlichkeitsarbeit und der Mithilfe ihrer kantonalen Mitgliedgesellschaften sucht sie Brücken zwischen Wissenschaften und Publikum zu bauen. Der SANW gehören Fachvereinigungen aller Richtungen der Naturwissenschaften an. Mit ihnen ist die Akademie für die Forschung, für interdisziplinäre Belange und Querschnittsaufgaben in zahlreichen Kommissionen, Komitees und Arbeitsgruppen national und international zuständig. Die SANW arbeitet mit Bundesämtern zusammen; im internationalen Rahmen, insbesondere im International Council of Scientific Unions (ICSU), nimmt sie Führungsfunktionen wahr.