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MauriceBavaud

15.1.1916 Neuenburg, 14.5.1941 Berlin, kath., von Bottens. Sohn des Alfred, PTT-Angestellten, und der Hélène geb. Steiner. Ledig. Nach dem Besuch der kath. Privatschule Ecoles chrétiennes absolvierte B. eine Lehre als techn. Zeichner und begann danach die Ausbildung zum Missionar am Seminar Saint-Ilan bei Saint-Brieuc (Bretagne). Im Okt. 1938 begab er sich nach Deutschland, wo er mehrmals vergeblich in die Nähe Hitlers zu gelangen versuchte. Mitte Nov. wurde er verhaftet, weil er ohne Fahrkarte mit der Bahn gereist war, und als Ausländer der Gestapo übergeben. Dieser gestand er seine Absicht, Hitler zu töten. Darauf wurde er in ein Gefängnis in Berlin überführt und kam am 18.12.1939 vor den Volksgerichtshof, wo ihm ein Pflichtverteidiger zur Seite gestellt wurde. Hier erklärte er, allein gehandelt zu haben und Hitler für eine Bedrohung der Menschheit zu halten. Zum Tode verurteilt, wurde er 1941 guillotiniert. Bis dahin unbekannt geblieben, wurde B. 1976 vom Schriftsteller Rolf Hochhuth als neuer Wilhelm Tell gefeiert. Hochhuths Heroisierung und Mystifizierung von B. wurde durch Klaus Urner in Frage gestellt, der den Fall u.a. auch unter psychohist. Aspekten beleuchtete. Niklaus Meienberg hat dem Thema einen Film und ein Buch gewidmet. Der Bundesrat räumte 1989 und erneut 1998 ein, dass sich die schweiz. Behörden 1938-41 nicht genügend für B. eingesetzt hätten.

Quellen und Literatur

  • R. Hochhuth, Tell 38, 1979
  • N. Meienberg, Es ist kalt in Brandenburg, 1980
  • K. Urner, Der Schweizer Hitler-Attentäter, 1980
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 15.1.1916 ✝︎ 14.5.1941
Systematik
Soziale Bewegungen

Zitiervorschlag

Luc Weibel: "Bavaud, Maurice", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.04.2004, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/043603/2004-04-28/, konsultiert am 13.04.2024.