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Campionesi

Als Campionesi bezeichnet man Bildhauer, Steinmetzen und Architekten aus der Region Campione d'Italia, Lugano und allgemeiner der oberitalienischen Seen, die zwischen der zweiten Hälfte des 12. und dem Ende des 14. Jahrhunderts in verschiedenen Regionen Italiens und in der Schweiz tätig waren. Anselmo da Campione (1160 bis Anfang des 13. Jh. belegt), wahrscheinlich in Arles ausgebildet, arbeitete nachher in der Dombauhütte in Modena, dem ersten wichtigen Zentrum der Campionesi. Ihm werden das Querschiff (ca. 1160) und der Lettner der Kirche (1170) sowie die Reliefs, die den Eingangsbogen zur Krypta schmücken, zugeschrieben. Auch Arrigo I. da Campione (ca. 1220-1270), Enkel von Anselmo, wirkte als Architekt und Bildhauer in der Dombauhütte von Modena. Bonino da Campione war 1350-1397 tätig und arbeitete zu Beginn wahrscheinlich im Gefolge von Giovanni da Campione. Er schuf das Grabdenkmal von Folchino de' Schizzi (1357), das Grab des heiligen Homobonus (heute nicht mehr vorhanden) im Dom von Cremona, die Reiterstatue von Bernabò Visconti, die er 1363 fertig stellte (heute im Museo del Castello Sforzesco in Mailand), und den Sarkophag von Cansignorio della Scala (1375) in Verona. Aufgrund von Stilvergleichen werden ihm verschiedene andere Werke zugeschrieben, darunter das Grab des Bischof Balduino Lambertini da Bologna (1349) im alten Dom von Brescia und das Grabdenkmal von Stefano und Valentina Visconti in der Kirche Sant'Eustorgio in Mailand (1359). Giacomo da Campione arbeitete 1387-1391 in der Dombauhütte Mailand; er schuf 1390 das Spitzbogenportal der sacrestia aquilonare. 1396 war er an der Grundsteinlegung für die Kartause Pavia beteiligt. Ugo da Campione (1308-1353) werden einige der Virtù-Darstellungen des Baptisteriums in Bergamo zugeschrieben. Auch Figuren, die seit 1351 die Portalpfosten der angrenzenden Kirche Santa Maria Maggiore schmücken, soll er zusammen mit seinem Sohn Giovanni geschaffen haben. Ugo ist zudem Schöpfer des Grabmals von Kardinal Guglielmo de Longis (1313) in der Kirche Santa Maria Maggiore in Bergamo und des Grabes von Guiscardo Lanzi, das heute nicht mehr vorhanden ist. Sein Sohn Giovanni war 1348-1360 vor allem in Bergamo tätig: Im Baptisterium gestaltete er einige markant modellierte Reliefs mit den Szenen der Passion; in der Kirche Santa Maria Maggiore schuf er 1354 die Reiterstatue des heiligen Alexander für die nördliche Vorhalle und 1360 die südliche Vorhalle. 1348 arbeitete er in der Pfarrkirche Bellano (Provinz Como). Marco Frisone da Campione, 1387-1390 als Bildhauer, Architekt und Baumeister tätig, arbeitete für den Mailänder Dom, ebenso Lorenzo degli Spazi da Campione (1391-1402 erwähnt), der zudem 1396-1402 die Bauhütte der Kathedrale Como leitete.

Quellen und Literatur

  • Annali della Fabbrica del duomo di Milano dall'origine fino al presente, hg. von C. Cantù, 1877-85
  • I maestri campionesi, hg. von R. Bossaglia, G.A. Dell'Acqua, 1982
  • Il duomo di Modena, Ausstellungskat. Modena, 1985
  • DBI 12, 224-226
Weblinks

Zitiervorschlag

Paolo Sanvito; Simona Martinoli: "Campionesi", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.08.2003, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/043961/2003-08-26/, konsultiert am 28.03.2024.