
23.3.1881 Worms, 8.9.1965 Freiburg im Breisgau, protestantisch, Deutscher. Sohn des Franz, Gymnasiallehrers, und der Auguste geborene Wenck. 1) 1906 Dora Förster (->), 2) 1927 Magda Woit, Biologin, Tochter des Oscar, Arztes und lettischen Diplomaten. 1899 Botanikstudium in Halle, Wechsel nach Darmstadt zum Chemiestudium, 1900 erstes Examen bei Wilhelm Staedel, dann zwei Semester in München bei Oskar Piloty im Labor von Adolf von Baeyer. 1901 Rückkehr nach Halle, 1903 Promotion bei Daniel Vorländer. 1903-1907 Assistent bei Johannes Thiele in Strassburg, 1907 Habilitation in Strassburg. 1907-1912 ausserordentlicher Professor in Karlsruhe und 1912-1926 ordentlicher Professor für organische Chemie an der ETH Zürich. 1926-1951 Professor und Direktor des Instituts für organische Chemie der Universität Freiburg im Breisgau. 1940 Gründung und bis 1956 Leitung des Instituts für makromolekulare Chemie. Hermann Staudinger entdeckte die Substanzklasse der Ketene in Strassburg, die heute bei der Synthese neuer Antibiotika auf β-Lactambasis (Penicilline, Cephalosporine) eine grosse Rolle spielen (Staudinger-Cycloaddition), sowie in Zürich die Umsetzung organischer Azide mit Hilfe von Phosphorverbindungen zu primären Aminen (Staudinger-Reaktion), die als Staudinger-Ligation in die moderne chemische Biologie eingegangen ist. Am bedeutendsten aber waren Staudingers Arbeiten über die Struktur von Cellulose, Kautschuk und anderen Naturstoffen, die er in Zürich begann und in Freiburg ausbaute. Sie machten ihn zum Wegbereiter der Polymerchemie. Von ihm stammt der Begriff Makromolekül. 1947 gründete er die Zeitschrift "Die makromolekulare Chemie". Staudinger verfasste über 500 wissenschaftliche Artikel sowie mehrere Bücher und setzte sich gegen die Verwendung von Giftgas im Krieg und ganz generell für den Frieden ein. 1953 Nobelpreis für Chemie.