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Kleinmeister

"St. Margaretha bey Basel". Handkolorierte Umrissradierung von Rudolf Huber, 1793 (Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Falk. A 245).
"St. Margaretha bey Basel". Handkolorierte Umrissradierung von Rudolf Huber, 1793 (Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Falk. A 245). […]

Unter dem Begriff K. versteht man einerseits europ. Kupferstecher des 16. Jh., welche kleinformatige Druckgrafiken herstellten. Anderseits bezeichnet der Begriff in einem weiteren Sinn jene Künstler, die in der schweiz. Druckgrafik zwischen 1750 und 1850 topograf. Ansichten sowie Genre- und Trachtenbilder anfertigten, in einem engeren Sinn jene, welche seit Mitte der 1760er Jahre bis um 1830 die kolorierte Umrissradierung praktizierten. Deren Begründer, Johann Ludwig Aberli, war einer der Hauptmeister in Bern, ebenso sein Nachfolger Sigmund Freudenberger. Weitere Hauptmeister waren Balthasar Anton Dunker, Heinrich Rieter, Johann Jakob Biedermann und Franz Niklaus König in Bern, Matthias Pfenninger in Zürich, Johann Jakob Aschmann in Thalwil, Heinrich Thomann in Zollikon, Pierre Samuel Louis Joyeux in Vevey sowie später der Kartograf Heinrich Keller in Zürich. Als Randfiguren sind Johann Ulrich Schellenberg in Winterthur, der die kolorierte Radierung beherrschte, und Jean-Antoine Linck in Genf, der in Gouache malte, zu nennen. Sie alle produzierten als Wandschmuck v.a. Veduten und idealisierte Naturszenen in Einzelblättern bis zum Folioformat. Ihre Technik wurde nach 1800 allmählich von der ebenso vorzugsweise kolorierten Aquatinta abgelöst, als deren Hauptmeister Franz Hegi in Zürich gilt. Diese spätere Epoche ist geprägt von grossen Verlagsunternehmungen, die von Vätern und ihren Söhnen geführt wurden, wie jene von Gabriel Lory und seinem gleichnamigen Sohn in Neuenburg und Bern, von Peter und Samuel Birmann in Basel, von Johann Heinrich und Johann Ludwig Bleuler in Feuerthalen, Schaffhausen und auf Schloss Laufen sowie von Rudolf und Johann Rudolf Dikenmann in Zürich. Die Kunstverleger waren selbst Künstler und wirkten als Auftraggeber für den Kunstmarkt, auf dem vermögende Touristen, welche die Schweiz bereisten, das gewünschte Abbild finden konnten.

Quellen und Literatur

  • W. Hugelshofer, Schweizer K., 1943
  • Die Schweiz in alten Ansichten und Schilderungen, hg. von M. Bourquin, 1968
  • P.F. Kopp et al., Maler. Reisen durch die schöne alte Schweiz, 1982
  • M.-L. Schaller, Annäherung an die Natur, 1990
  • Schöne Aussichten!, Ausstellungskat. Zürich, 2002
  • U. Schenk, Idyllen und Ideale am Rhein, 2003
Weblinks

Zitiervorschlag

Bruno Weber: "Kleinmeister", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.05.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/045365/2010-05-20/, konsultiert am 18.04.2024.