Die Entomologie oder Insektenkunde ist ein Teilgebiet der Zoologie. Die Formenvielfalt und Schönheit der Insekten macht sie zu einer ars amabilis, die ein breites Interesse ausgelöst hat. Amateure spielten und spielen in der Entomologie eine hervorragende Rolle. Oft farbig illustrierte Werke machten die Entomologie schon früh einem breiteren Publikum zugänglich: Dazu gehören Arbeiten von Johannes Bauhin (1541-1612), Johann Jakob Scheuchzer (1672-1733), Maria Sibylla Merian (1647-1717), Johann Heinrich Sulzer (1735-1814), Johann Rudolf Schellenberg (1740-1806) und Johann Kaspar Füssli (1743-1786).
1858 wurde die Schweizerische Entomologische Gesellschaft (SEG) als älteste Sektion der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft gegründet. Ihr Ziel war die Erforschung der einheimischen Insektenfauna. Seit 1862 gibt sie die «Mitteilungen der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft» heraus. Es entstanden lokale Sektionen, die zum Teil eigene Publikationsorgane führen: Bern (1858), Basel und Genf (beide 1905), Zürich (1911), St. Gallen (1941), Waadt (1945), Luzern (1976), Neuenburg (1980), Wallis (1993), Freiburg (1995).
Die entomologische Forschung befasste sich zu Beginn vorrangig mit der Schaffung von Bestimmungsliteratur und der Inventarisierung von Insekten, aber auch mit deren Biologie. So publizierte die SEG 1864-1883 die erste Serie einer «Fauna insectorum Helvetiae». Unter dem gleichen Titel folgten 1886-1915 Bestimmungsschlüssel für mehrere Insektengruppen. Finanzielle Schwierigkeiten setzten dem Unternehmen ein Ende. Erst dank der Unterstützung durch den Schweizerischen Nationalfonds konnte 1959 mit einer neuen Serie («Insecta Helvetica») begonnen werden.
Neben privaten Forschern beschäftigten sich auch verschiedene Schweizer Museen mit der Entomologie, wo mit der Zeit bedeutende Sammlungen entstanden (Muséum d'histoire naturelle de la Ville de Genève, Naturhistorisches Museum Basel, Musée cantonal de zoologie in Lausanne). An den Hochschulen wurde die Entomologie anfänglich oft von Professoren anderer Lehrstühle unterrichtet, so am Polytechnikum Zürich durch den Botaniker Oswald Heer. Entomologen fanden sich auch an zoologischen Instituten mit engen Kontakten zu Museen, wie in Basel und Lausanne, oder später in Freiburg und Neuenburg. Nur an der ETH Zürich bestand 1928-1993 ein eigenständiges entomologisches Institut. Seine Errichtung stand im Zusammenhang mit der Intensivierung der Landwirtschaft und dem Mehranbau während des Zweiten Weltkriegs (Anbauschlacht).
Dabei gewann die angewandte Entomologie auf Kosten der systematischen und faunistischen Forschung an Bedeutung. Es entstanden Stellen für Entomologen an kantonalen land- und forstwirtschaftlichen Forschungsanstalten, aber auch in der chemischen Industrie. Der Schwerpunkt dieses Forschungszweigs bestand zunächst in der Entwicklung wirksamer chemischer Insektizide (DDT, Lindan usw.). Die Problematik der Resistenzbildung sowie der chemischen Belastung der Biosphäre verlangte später nach neuen Konzepten wie dem integrierten Pflanzenschutz, der biologischen Schädlingsbekämpfung (Schädlinge) und der biologischen Unkrautbekämpfung. Seit 1990 erstellt das Centre suisse de cartographie de la faune (CSCF) in Neuenburg Kataloge und Verbreitungskarten. Seit 1998 werden die «Insecta Helvetica» der SEG und die «Documenta faunistica Helvetiae» des CSCF gemeinsam als «Fauna Helvetica» weitergeführt. Heute spielt die Entomologie auch bei der Beurteilung von Umweltschutzmassnahmen eine grosse Rolle.