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AnneSpoerry

13.5.1918 Cannes, 2.2.1999 Nairobi, reformiert, von Männedorf und Fischenthal. Tochter des Henry Spoerry, Grossindustriellen, und der Jeanne (Caecilia Johanna) geborene Schlumberger. Anne Spoerry besuchte Schulen in London, Mülhausen und zuletzt in Strassburg, wo sie 1937 die Matura (baccalauréat) ablegte. Anschliessend studierte sie bis 1943 Medizin in Paris. Sie war unverheiratet und hatte keine Kinder.

Aufnahmen von Anne Spoerry in Ostafrika, im Cockpit einer Piper, 1990er Jahre, und als Assistentin von Amref-Mitbegründer Michael Wood bei einem chirurgischen Eingriff, wohl 1970er Jahre (Amref Flying Doctors, Nairobi).
Aufnahmen von Anne Spoerry in Ostafrika, im Cockpit einer Piper, 1990er Jahre, und als Assistentin von Amref-Mitbegründer Michael Wood bei einem chirurgischen Eingriff, wohl 1970er Jahre (Amref Flying Doctors, Nairobi).

Als Mitglied der Gruppe Radio Patrie der französischen Résistance schleuste Spoerry ab Dezember 1942 britische Agenten nach Frankreich ein. Nach ihrer Verhaftung durch die deutschen Besatzer im April 1943 war sie zunächst in Paris und Fresnes sowie von Februar 1944 bis April 1945 im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück inhaftiert. Dort meldete sich Spoerry freiwillig für den Sanitätsdienst und arbeitete als Hilfsärztin in verschiedenen Blocks. Von Ende August 1944 bis Anfang Januar 1945 wurde sie unter der Leitung der Blockältesten Carmen Mory in Block 10 (für Tuberkulöse und Geisteskranke) eingesetzt. Nach Kriegsende hatte sie sich in Frankreich 1946 vor einem nicht staatlichen Ehrengericht der France combattante zu verantworten; die Quellen über diesen Prozess und dessen Ausgang sind widersprüchlich. 1947 klagte auch die Bezirksanwaltschaft Meilen Spoerry an; sie soll in der Zeit in Block 10 mehrere Mitgefangene misshandelt und durch Injektionen umgebracht haben. Ende Jahr wurde dieses Verfahren eingestellt, da gewichtige Entlastungstatsachen die wenigen Schuldindizien überwogen. 1950 promovierte Spoerry in Paris mit einer Arbeit über die Tropenkrankheit Amöbiasis zum Dr. med. und arbeitete fortan als Ärztin in Kenia. 1963 erlernte sie das Fliegen, worauf sie sich ab 1964 als «fliegende Ärztin» für die African Medical and Research Foundation (Amref) engagierte. Spoerry setzte sich besonders für die Pflege von Mutter und Kind, bessere Hygiene und Impfungen ein. Bei ihrer Arbeit zeigte sie eine ausgeprägte Begabung in der Diagnostik; sie erkannte viele Krankheiten zuverlässig und konnte rasch helfen.

Quellen und Literatur

  • Spoerry, Anne: Man nennt mich Mama Daktari. Als fliegende Ärztin in Kenia, 1997 (französisch 1994).
  • Heminway, John: In Full Flight. One Woman's Quest for Atonement in Africa, 2018.
Weblinks
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Kurzinformationen
Variante(n)
Mama Daktari (Beiname)
Lebensdaten ∗︎ 13.5.1918 ✝︎ 2.2.1999

Zitiervorschlag

Christian Baertschi: "Spoerry, Anne", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.01.2022. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/045830/2022-01-13/, konsultiert am 28.03.2024.