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Zwilchenbart

Die Zwilchenbart sind in Basel ab dem 15. Jahrhundert erwähnt, so durch Ludwig (1510) und Simon (1482-1533), Mitglieder des Kleinen Rats. Im 19. Jahrhundert traten drei Söhne von Johann Jakob (1751-1799), Pfarrer von Kilchberg (BL), als Kaufleute hervor. Der 1818 nach Liverpool ausgewanderte Rudolf (1795-1879) eröffnete 1823 dort eine Grosshandelsfirma für Rohstoffe und Kolonialwaren, Emanuel (1789-1865) war bis 1845 dessen Teilhaber und gründete dann eine Firma für Finanzdienstleistungen. Die Brüder vertraten die Schweiz als Konsuln in Liverpool, der ältere 1829-1860, der jüngere 1860-1863. Insbesondere Rudolf unterhielt enge Beziehungen zur alten Heimat, unter anderem als Hauptstifter der neugotischen Kirche von Kilchberg. Der dritte Bruder, Andreas (1786-1866), zog 1825-1833 in die USA. Nach seiner Rückkehr gründete er um 1834 die für Jahrzehnte bedeutendste Auswanderungsagentur, deren Erfolg unter anderem auf einem umfassenden Angebot von Kontaktaufnahmen mit verschiedenen Behörden über Buchungen bis zu Finanzdienstleistungen beruhte. Er besass Niederlassungen in New York (Hotel Grütli) und bei seinen Brüdern in Liverpool. Nach Andreas' Tod übernahm zuerst dessen Schwiegersohn Johann Emanuel Landerer, dann als letzte der Familie Zwilchenbart die Witwe Maria Emma (1825-1901) die Firma. Ab 1874 stieg Carl Johann Im Obersteg in den Betrieb ein. 1890 wandelte die Familie Im Obersteg die Firma in eine Aktiengesellschaft um, die nach dem Ersten Weltkrieg, als das Auswanderungsgeschäft zum Erliegen kam, auch in der Reisebranche tätig wurde. 1935 beteiligte sich die Schweizerische Reederei AG (später Panalpina Welttransport) am Speditionsbereich der Hans Im Obersteg & Co. 1952 wurde das Reisegeschäft verkauft.

Quellen und Literatur

  • L.E. Sutter, Swiss Emigration Agencies, 1992
  • D. Huggel, Die Zwilchenbarts in Basel und Liverpool, 2011
Weblinks
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Zitiervorschlag

Bernard Degen: "Zwilchenbart", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.03.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/048721/2014-03-04/, konsultiert am 28.03.2024.