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AdolfHitler

20.4.1889 Braunau (Oberösterreich), 30.4.1945 Berlin. 1920 Mitbegründer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), die er ab 1921 leitete, 1933-1945 deutscher Reichskanzler und Führer mit diktatorischen Vollmachten (Nationalsozialismus). Durch systematische Aufrüstung arbeitete er gezielt auf den Zweiten Weltkrieg hin, der mit der Niederlage Deutschlands endete. 1942-1945 steigerte er seinen Rassenwahn zur beinahe vollständigen Ausrottung des europäischen Judentums.

Karikatur von Lindi, publiziert im Nebelspalter, 1935, Nr. 14 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern; e-periodica).
Karikatur von Lindi, publiziert im Nebelspalter, 1935, Nr. 14 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern; e-periodica). […]

Adolf Hitler knüpfte früh schon Kontakte zur Schweiz. 1920-1922 und 1934 führte er in München politische Privatgespräche mit Hektor Ammann und Ulrich Wille. 1923 warb er in Zürich vor ca. 40 deutschen und schweizerischen Sympathisanten und in Schaffhausen beim Generaldirektor der Georg Fischer AG um Spenden für die NSDAP. In einem Artikel auf der Frontseite des "Tages-Anzeigers" vom 17. Dezember 1931 sagte er seinen baldigen Regierungsantritt voraus. Hitlers Machtergreifung 1933 stiess in der Schweiz teils auf Zustimmung (Garant der Ordnung, der Stabilität und des Wohlstands, Retter Europas vor dem Bolschewismus), teils auf Skepsis (sprunghaft, unberechenbar, gefährlich) oder auf heftige Abwehr (machtgierig, totalitär). 1938 versuchte der Neuenburger Maurice Bavaud vergeblich, Hitler zu erschiessen; er wurde zum Tode verurteilt und 1941 hingerichtet. Hitler, der in Bavaud einen Freiheitskämpfer sah, verbot weitere Aufführungen von Schillers "Wilhelm Tell".

Über die Schweiz äusserte sich Hitler widersprüchlich. Offiziell gab er 1937 alt Bundesrat Edmund Schulthess, der in Absprache mit Bundespräsident Giuseppe Motta handelte, und 1938-1939 den Diplomaten Hans Frölicher und Carl J. Burckhardt die Zusicherung, er werde "die Unverletzlichkeit und Neutralität der Schweiz respektieren". Im geschlossenen Kreis zeigte sich Hitler feindselig gegenüber der Schweiz. Bereits 1931 hatte er anscheinend deren Aufteilung nach Sprachregionen befürwortet. Die Eidgenossenschaft und ihre Bewohner seien "das widerwärtigste und erbärmlichste Volk und Staatengebilde" (so 1941 zu Mussolini), sie seien "nichts als ein missratener Zweig unseres Volkes", "eine Eiterbeule an Europa" (1942 bei "Tischgesprächen" im Führerhauptquartier).

1939 machte die Schweiz mit Ausnahme der rechts- und linksextremistischen Presse den deutschen Diktator für die Entfesselung des Zweiten Weltkriegs verantwortlich. Im Frankreichfeldzug 1940 empörte sich Hitler darüber, dass die schweizerische Fliegerabwehr elf in ihren Luftraum eingedrungene deutsche Flugzeuge abgeschossen hatte. Die Weiterbehandlung dieser Zwischenfälle nahm er persönlich an die Hand. Auch ärgerte es ihn, dass eine deutsche Vergeltungsaktion zur Zerstörung schweizerischer Militärflugzeuge vorzeitig aufgedeckt wurde. Vor allem aber war er wütend, weil die vollständige Umzingelung der Schweiz im Westfeldzug misslungen und eine Lücke zum unbesetzten Teil Frankreichs hin offengeblieben war. Deshalb befahl er am 24. Juni, Vorbereitungen für eine "überraschende Besetzung der Schweiz" zu treffen. Damit löste er eine Serie von Angriffsplanungen aus, begleitet von einem Aufmarsch starker Truppenverbände entlang der Juragrenze; doch gelangte das als "Operation Tannenbaum" getarnte Vorhaben nicht zur Ausführung, weil der Krieg gegen England und bald auch im Osten prioritär wurde. 1943 wirkte Hitler mässigend auf eine Krise der schweizerisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen ein. Sein Tod bei Kriegsende hat dann zu einem spürbaren Aufatmen in der Schweiz geführt.

Quellen und Literatur

  • M. Domarus, Hitler: Reden und Proklamationen, 1932-1945, 4 Bde., 1965
  • Staatsmänner und Diplomaten bei Hitler, hg. von A. Hillgruber, 2 Bde., 1967-70
  • Adolf Hitler, Monologe im Führerhauptquartier, hg. von W. Jochmann, 1980
  • DDS, 10-15
  • H. Picker, Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier, 2003 (1951)
  • G.H. Padel, Die polit. Presse der dt. Schweiz und der Aufstieg des Dritten Reiches 1933-1939, 1951
  • E. Dreifuss, Die Schweiz und das Dritte Reich, 1971
  • J.C. Fest, Hitler, 1973 (mehrere Nachdr. und Neuausg.)
  • D. Bourgeois, Le Troisième Reich et la Suisse, 1974
  • K. Urner, "Die Schweiz muss noch geschluckt werden!", 1990 (überarbeitete Neuausg. 1998)
  • M. Steinert, Hitler, 1991
  • R. Scheck, «Swiss funding for the early Nazi movement», in The Journal of Modern History 71, 1999, 793-813
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 20.4.1889 ✝︎ 30.4.1945

Zitiervorschlag

Walter Wolf: "Hitler, Adolf", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 12.02.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/048732/2008-02-12/, konsultiert am 28.03.2024.