Internet

Das Internet ist ein weltweites Netz von unabhängigen Computernetzwerken, das der Kommunikation und dem Austausch von Daten dient. Es ist dezentral angelegt, so dass prinzipiell jeder Computer mit jedem anderen kommunizieren kann. Umgangssprachlich wird mit Internet sehr häufig das World Wide Web (WWW) bezeichnet, das aber nur einen der zahlreichen Dienste des Internets darstellt; andere Internetdienste sind unter anderem File Transfer Protocol (FTP), Electronic Mail (E-Mail), Newsgroups oder Telnet.

Tim Berners-Lee an seinem Arbeitsplatz im CERN in Genf. Fotografie, 1994 © CERN, CERN-GE-9407011-31.
Tim Berners-Lee an seinem Arbeitsplatz im CERN in Genf. Fotografie, 1994 © CERN, CERN-GE-9407011-31. […]

Die Anfänge des Internets reichen in die 1960er Jahre zurück, als in den USA als Reaktion auf den «Sputnik-Schock» die Advanced Research Project Agency (Arpa, heute Darpa) gegründet wurde. Ziel war die Schaffung eines verteilten Kommunikationssystems, um auch im Falle eines Atomkriegs eine funktionierende Infrastruktur zur Verfügung zu haben. Das Internet diente dazu, Universitäten und Forschungseinrichtungen miteinander zu vernetzen, zuerst in den USA, später weltweit. Der Name Internet setzte sich erst in den 1980er Jahren durch, als die auch heute noch gültigen technischen Grundlagen des Internets, das sogenannte TCP/IP (Transfer Control Protocol/Internet Protocol) verabschiedet wurden. Den grossen Durchbruch schaffte das Internet erst Anfang der 1990er Jahre, nachdem Tim Berners-Lee 1989 im CERN in Genf das WWW entwickelt hatte. Dieses ermöglicht die hypertextuelle Verknüpfung verschiedener, dezentral gespeicherter Inhalte (Text, Bild, Ton) und ist einfach durch eine grafische Benutzeroberfläche (Browser) zu bedienen. Gleichzeitig fand auch eine Öffnung des Internets für kommerzielle Nutzungen statt, die schliesslich zur Boom-Phase in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre führte.

In der Schweiz setzte sich das Internet erst spät durch. 1987 wurde vom Bund und den Universitäten die Stiftung Switch gegründet, um Teleinformatikdienste für Lehre und Forschung aufzubauen. 1989 waren alle Schweizer Universitäten mittels Switchlan, das auch die Internetstandards unterstützte, miteinander verbunden. 1990 kamen Bibliotheken und erste Firmen hinzu und es wurde ein Breitbandanschluss ans amerikanische Hochschul- und Forschungsnetz realisiert. Im gleichen Jahr nahm Switch die Tätigkeit als Registrationsstelle für Internetadressen mit dem Top-Level-Domain «.ch» auf. Ab 2016 übergab Switch den Verkauf von Domain-Namen an private Wiederverkäufer und beschränkte sich auf die Führung des Registers.

Eine Mobilfunkantenne neben einem Gipfelkreuz bei Bürchen im Kanton Wallis. Fotografie vom 14. März 2007 © KEYSTONE / Martin Ruetschi, Bild 38154845.
Eine Mobilfunkantenne neben einem Gipfelkreuz bei Bürchen im Kanton Wallis. Fotografie vom 14. März 2007 © KEYSTONE / Martin Ruetschi, Bild 38154845. […]

Der 1995 auch in der Schweiz anbrechende Internetboom führte zu zahlreichen Aktivitäten im Bereich E-Commerce, E-Banking, E-Government und E-Learning. Dies löste einen veränderten Umgang mit Informationen aus (Informatisierung). Der Zugang zu Information wurde einfacher, setzte aber neue Kompetenzen (information literacy) voraus. Mehrere grosse Firmen der Internetbranche haben Niederlassungen in der Schweiz: Die Auktionsplattform Ebay hat 2003 ihren Europasitz in Bern eröffnet und der Suchmaschinenbetreiber Google 2004 ein Forschungszentrum in Zürich.

Auch nach den Boom-Jahren nahm die Verbreitung des Internets in der Schweiz stetig zu: Während 1997 erst 15% der Bevölkerung angaben, das Internet in den vergangenen sechs Monaten mindestens einmal genutzt zu haben, waren es  2004 bereits 68%, 2011 dann 85% und 2017 schliesslich 90% der Bevölkerung. Der Anteil an Nutzerinnen und Nutzern, die mehrmals pro Woche online gingen, wuchs von 54% im Jahr 2004 auf 85% im Jahr 2017. Massgeblich zum Wachstum trug die Durchsetzung des mobilen Internetzugangs mittels Smartphone bei. 2010 nutzten 76% der Bevölkerung den Laptop für den Internetzugriff von unterwegs, 56% das Mobiltelefon. 2017 nutzten hierfür 98% das Mobiltelefon und nur noch 39% einen portablen Computer.  

Internetnutzung 1997-2016 - Quelle: Bundesamt für Statistik © 2018 HLS und Marc Siegenthaler, Bern.
Internetnutzung 1997-2016 - Quelle: Bundesamt für Statistik © 2018 HLS und Marc Siegenthaler, Bern. […]

Bei der vermehrten mobilen Nutzung des Internets spielte auch die zunehmende Nutzung von Social-Media-Plattformen (Facebook, Twitter) und -Diensten (WhatsApp) eine massgebliche Rolle. Generell nahm die Bedeutung von Diensten, die auf Mobiltelefonen über das Internet genutzt werden konnten, in zahlreichen Lebensbereichen wie etwa Kommunikation, Information, Unterhaltung, Verkehr, Wirtschaft und Konsum zu. Damit einher gingen Fragen zum Schutz und zur Verwendung von Daten, die bei der individuellen Internetnutzung entstanden. Auch die Gefahren möglicher Abhängigkeit (Internetsucht) oder nach der US-Präsidentenwahl 2016 der Manipulierbarkeit politischer Wahlen und Abstimmungen durch Filterblasen-Effekte auf Social-Media-Plattformen wurden diskutiert.

1996 setzte der Bundesrat eine verwaltungsunabhängige Groupe de réflexion ein, die 1997 den Bericht Für eine Informationsgesellschaft in der Schweiz veröffentlichte. Auf der Basis dieses Berichts formulierte der Bundesrat seine Strategie zur Informationsgesellschaft. Diese Strategie, welche 2006 revidiert worden ist, wird seit 1998 beim Bund dezentral umgesetzt. Der interdepartementale Ausschuss Informationsgesellschaft (IDA IG, einst Koordinationsgruppe Informationsgesellschaft KIG genannt) koordiniert die Arbeiten und berichtet jährlich über den Stand der Umsetzung der erwähnten Strategie.

2016 verabschiedete der Bundesrat die Dachstrategie «Digitale Schweiz», welche die zahlreichen bereits laufenden Aktivitäten beim Bund im Dialog mit Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung und Zivilgesellschaft fortwährend koordinieren und weiterentwickeln soll. Die Strategie wird von der Geschäftsstelle Digitale Schweiz (GDS) beim Bundesamt für Kommunikation betreut.

Ein Arbeiter montiert in Gorduno Glasfaserkabel an einer Verteilerbox für den Internetanschluss von Privathaushalten. Fotografie vom 10. Februar 2015 © KEYSTONE/Ti-Press, Carlo Reguzzi, Bild 237917945.
Ein Arbeiter montiert in Gorduno Glasfaserkabel an einer Verteilerbox für den Internetanschluss von Privathaushalten. Fotografie vom 10. Februar 2015 © KEYSTONE/Ti-Press, Carlo Reguzzi, Bild 237917945. […]

Quellen und Literatur

  • Europäisches Zentrum für Wirtschaftsforschung und Strategieberatung, Prognos (Hg.): Die Schweiz auf dem Weg in die Informationsgesellschaft, 1997.
  • Gillies, James; Cailliau, Robert: Die Wiege des Web. Die spannende Geschichte des WWW, 2002 (englisch 2000).
  • Huber, Maja: Informationsgesellschaft Schweiz. Standortbestimmung und Perspektiven, 2002.
  • Simon, Christian; Wäfler, John: Bundesaktivitäten für die Informationsgesellschaft. Evaluation der Strategie und der Umsetzungen. Bericht zuhanden des Ausschusses der Koordinationsgruppe Informationsgesellschaft und der Arbeitsgruppe Wissenschaftliche Begleitung, 2002.
  • Pariser, Eli: Filter Bubble. Wie wir im Internet entmündigt werden, 2012 (englisch 2011).
  • Schafer, Valérie; Serres, Alexandre: Histories of the Internet and the Web, 2017.
Weblinks

Zitiervorschlag

Peter Haber; Jan Hodel: "Internet", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.12.2018. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/048816/2018-12-20/, konsultiert am 19.03.2024.