4.7.1812 Ligornetto, 10.1.1897 Mailand, katholisch, von Ligornetto. Auf Ornamentik spezialisierter Bildhauer und Professor für dekorative Plastik an der Akademie Brera in Mailand.
Lorenzo Vela wuchs als viertes von sechs Kindern der Bauern und Gastwirte Giuseppe Vela und Teresa geborene Casanova in Ligornetto auf. Schon in jungen Jahren wurde er – wahrscheinlich in den Steinbrüchen von Viggiù – zum Steinmetz und Marmorschleifer ausgebildet. Ende der 1820er Jahre zog er nach Mailand – gemäss mehrerer Quellen ermuntert durch seinen älteren Bruder Luigi, der bereits als Zimmermann in der lombardischen Hauptstadt arbeitete. Auch seine beiden anderen Brüder Giovanni, Steinmetz in Crema und ab 1853 österreichischer Staatsbürger, und der später berühmt gewordene Vincenzo Vela waren in Italien tätig. Vela war nicht verheiratet und hatte keine Kinder.
Dank seines früh erworbenen Fachwissens als Ornamentikbildhauer und Modellierer konnte er sein Studium sowie später die ersten künstlerischen Schritte seines Bruders Vincenzo mit Verzierungsarbeiten für Goldschmiede und Bildhauer finanzieren. Von 1832 bis 1837 war er Schüler von Ferdinando Albertolli, Francesco Durelli und Domenico Moglia an der Zeichen- und Ornamentikschule der Akademie Brera. Seine Modellierungen dekorativer Elemente waren so herausragend, dass eigens für ihn 1835 ein Preis für ornamentale Plastik geschaffen wurde (Bildhauerei). Indem er seine technischen Fähigkeiten perfektionierte und raffinierte Schmuckelemente entwarf – berühmt sind seine meisterhaft gemeisselten marmornen Blumen, die eine in den damaligen skulpturalen Werken noch nie dagewesene naturalistische Wirkung erzeugten –, stieg er zum geschätzten und gut bezahlten Mitarbeiter vieler Mailänder Bildhauer auf. Für Benedetto Cacciatori, mit dem er oft zusammenarbeitete, schuf er zum Beispiel die ornamentalen Teile des Gesù bambino in un canestro di fiori (1844), das auf den Weltausstellungen in London (1851) und Paris (1855) gezeigt wurde. Für die Jahresausstellungen der Akademie Brera fertigte Vela wiederholt Porträts und kleine Zierstücke, darunter oft Tierdarstellungen, in denen er stilistische Elemente des 18. Jahrhunderts aufgriff und in neuer, naturalistischer Manier adaptierte. Darüber hinaus erhielt er die Möglichkeit, Aufträge für eine aufgeschlossene Kundschaft mit modernem Kunstgeschmack auszuführen und sich damit endgültig vom Erbe der klassizistischen Formenlehre der Akademien zu emanzipieren. Wegweisend für ihn waren die Anleitung und das kosmopolitische Gespür des Architekten Giuseppe Balzaretto, mit dem er mehrmals auf grossen Baustellen die Dekorationsarbeiten ausführen konnte: zunächst als Mitarbeiter zusammen mit seinem Bruder Vincenzo (Kapelle d’Adda in Arcore), dann als eigentlicher Partner Balzarettos und oftmals auch des Malers Luigi Scrosati (in Mailand: Wohnungen der Palazzi Poldi Pezzoli, d’Adda und Dugnani, neue öffentliche Gärten, Ca' de Sass, neuer Sitz der lombardischen Sparkasse; in Robecco sul Naviglio: Garten und Villa Bordini; in Bussero: Villa Sioli Legnani).
Ab der zweiten Hälfte der 1840er Jahre schuf Vela auch ehrgeizigere Genrefiguren wie Putto mit Korb mit Küken oder das Bauernmädchen in Mutter Henne verteidigt ihre Küken, die 1847 an der Brera gezeigt wurden; seltener fertigte er mythologische, historische und symbolische Plastiken wie Hero oder Die Öllampe der Hoffnung (um 1850-1860) und Opfer der Inquisition (1860 ausgestellt). Nunmehr künstlerisch gereift, erhielt Vela im gleichen Jahr eine Assistenzprofessur an der Ornamentikschule der Akademie Brera, die mit dem Anschluss der Lombardei an das Königreich Sardinien kurz zuvor reformiert worden war. Bis 1891 hielt er eine beliebte Vorlesung über ornamentale Plastik; zu seinen zahlreichen Studenten gehörte auch Giuseppe Grandi. 1852-1867 war Lorenzo Vela Vertreter der Radikalliberalen im Tessiner Grossen Rat. Er vermachte die in seinem Mailänder Zuhause aufbewahrten Werke der Eidgenossenschaft; diese ergänzten das Legat seines Neffen Spartaco Vela und sind heute Teil der Sammlungen des Museo Vincenzo Vela in Ligornetto.