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NidauHerrschaft, Amtsbezirk

Ausschnitt aus einem Plan der Kirchhöre von Nidau, den der Geometer Johann Rudolf Müller 1792 und 1805 aufgenommen und 1809 gezeichnet hat (Staatsarchiv Bern, AA IV Nidau 3).
Ausschnitt aus einem Plan der Kirchhöre von Nidau, den der Geometer Johann Rudolf Müller 1792 und 1805 aufgenommen und 1809 gezeichnet hat (Staatsarchiv Bern, AA IV Nidau 3).

Die zwischen den Zihlarmen gelegene Burg Nidau der Grafen von Neuenburg wurde unter Ulrich III. Ende des 12. Jahrhunderts Sitz der Linie Neuenburg-Nidau und Zentrum ihrer Herrschaft Nidau mit Erlach. Burg und spätere Stadt waren Lehen des Bischofs von Basel (1329 belegt). Unter ihren Inhabern, den Grafen Rudolf I. bis Rudolf IV., stieg Nidaus Bedeutung als Verwaltungszentrum. Nach dem Tod des kinderlosen Rudolf IV. 1375 wollte der Bischof von Basel als Lehensherr sein Recht auf Nidau durch Besetzung geltend machen, wurde aber durch die Erben, die Grafen von Kyburg und Thierstein, verjagt und bei Schwadernau 1376 geschlagen; Nidau ging an Kyburg. 1379 an Habsburg verpfändet, teilweise an die Stadt Freiburg abgetreten, 1387 Unterpfand für Erbansprüche von Enguerrand de Coucy, fiel die Herrschaft Nidau nach der Belagerung 1388 an Bern und Solothurn und wurde von diesen zunächst gemeinsam verwaltet, bis sie nach einer Teilung der Interessenssphären zwischen den beiden Städten 1393 zu Bern kam. Das Schloss wurde Sitz des Vogts der bernischen Landvogtei Nidau. Diese verfügte über die hohen Gerichte (Richtstätte in Madretsch) und war niedergerichtlich in das Stadtgericht (Nidau, Tüscherz, Alfermée), das Gericht Twann (ab 1487), das Gericht Ligerz (ab 1551) und das Landgericht unterteilt, wobei Letzteres sich in die obere Grafschaft (oder Viertel) mit Bellmund, Epsach, Hermrigen, Lattrigen, Siselen und Walperswil sowie die untere Grafschaft mit Brügg, Jens, Mett, Safnern, Scheuren und Schwadernau gliederte. Nidau stellte ein eigenes Amtsfähnlein im bernischen Heer. Die Rechte des Landvogts im Fürstbistum Basel aus gräflicher Zeit – Gerichte auf dem Tessenberg und auf dem Bielersee, Zoll- und Geleitrecht auf dem See – machten zahlreiche Verträge mit den Fürstbischöfen zur Abgrenzung der Kompetenzen, der Territorial- und Seehoheit nötig. Nidau war die ertragreichste bernische Zollstätte.

1798-1803 war das Gebiet der ehemaligen Landvogtei unter den helvetischen Distrikten Büren und Seeland aufgeteilt; 1792-1815 stellte die nördliche Grenze des Nidauer Territoriums zugleich die Grenze zu Frankreich dar. 1803 wurde das Oberamt bzw. der Amtsbezirk Nidau geschaffen, zu dem 1815-1831 auch Biel, Vingelz, Bözingen und Evilard gehörten. Heute ist Nidau mit 25 Gemeinde ein grosser kantonaler Verwaltungs- und Gerichtsbezirk. Seit 1997 gehört Nidau zur Region Berner Jura-Seeland und zum Gerichts- und Grundbuchkreis Biel-Nidau mit Gericht in Biel und Grundbuchamt in Nidau. Das Schloss – der Hauptturm aus der Grafenzeit war 1626-1636 in das viergeschossige Landvogteigebäude integriert worden – dient noch heute als Sitz der Bezirksbehörden. Ausserdem beherbergt es das Museum zur Juragewässerkorrektion.

Quellen und Literatur

  • P. Aeschbacher, Stadt und Landvogtei Nidau von den Anfängen bis ins 16. Jh., 1929
  • Kdm BE Land 2, 1998
  • Kdm BE Land 3, 2005
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Nidau (Herrschaft, Amtsbezirk)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.08.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/049391/2009-08-06/, konsultiert am 13.02.2025.