Die 1925 vom Zürcher Verlag Conzett & Huber gegründete Wochenzeitschrift widmete sich mit Agenturbildern zunächst Sportnachrichten und unpolitischen Aktualitäten. 1929 übernahm Arnold Kübler die Chefredaktion und setzte auf alltagsnahe Bildreportagen, indem er talentierte junge Fotografen wie Hans Staub, Paul Senn und Gotthard Schuh engagierte. In der Verbindung von künstlerischem Anspruch und Massenwirksamkeit hob sich die Zürcher Illustrierte von den übrigen Illustrierten ab, die vor allem Agenturbilder veröffentlichten. Sie spielte in den 1930er Jahren eine herausragende Rolle als publizistische Plattform für aufklärerisch-anwaltschaftliche Fotoreportagen und war in der Schweiz die erste Illustrierte, die mit gestalterischen Mitteln die Fotografie in den Mittelpunkt rückte (Auflagemaximum 1933: 83'500). Die Zürcher Illustrierte scheiterte im harten Verdrängungswettbewerb letztlich am Spagat zwischen kulturellem Anspruch und ökonomischen Erfordernissen. 1941 wurde sie an den konkurrierenden Ringier-Verlag verkauft, der sie einstellte. Kübler konzipierte darauf die Kulturzeitschrift "Du". Die Zürcher Illustrierte gilt heute als einzigartiger Spiegel des schweizerischen Alltags der Zwischenkriegszeit.
Titelseite der Nr. 35 von 1929, für deren Gestaltung erstmals der neue Chefredaktor Arnold Kübler verantwortlich zeichnete (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).
Quellen und Literatur
- Photographie in der Schweiz, 1992, 178-199
- P. Meier, «Ein Massenblatt gegen die Beliebigkeit», in SZG 60, 2010, 75-83