Computer

Computer sind Rechengeräte, die sich wegen ihrer Programmierbarkeit und der hohen Geschwindigkeit, mit der sie auch grosse Mengen an Daten verarbeiten, für vielfältige Aufgaben eignen. Sie sind die Grundlage für die alle Lebensbereiche umfassende Digitalisierung (Digitale Gesellschaft). 

Der Computer (deutsch auch Rechner) kann logische und arithmetische Operationen bewältigen. Die Hardware, welche die Operationen ausführt, besteht aus elektronischen Schaltkreisen und mechanischen Teilen. Die Operationsfolge, die Anweisung, in welcher Reihenfolge und mit welchen Werten diese Operationen durchzuführen sind, wird dem Computer über ein Programm, die Software, mitgeteilt. Dabei bedient der Computer sich entsprechend seiner elektronischen Natur des binären Zahlensystems.

Der Computer Zuse Z4 im Institut für Angewandte Mathematik der ETH Zürich. Fotografie von Hans Gerber, 1955 (ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Bestand Comet Photo AG, Com_M04-0265-0002).
Der Computer Zuse Z4 im Institut für Angewandte Mathematik der ETH Zürich. Fotografie von Hans Gerber, 1955 (ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Bestand Comet Photo AG, Com_M04-0265-0002). […]

Vier Grundzüge prägten die Entwicklung des Computers während seiner rund 70-jährigen Geschichte: Die Geräte wurden erstens mit jedem Entwicklungsschritt kleiner. Sie wurden zweitens immer leistungsfähiger; jede Etappe – vom Transistor zum Halbleiter, zum integrierten Schaltkreis, dessen schrittweise Miniaturisierung usw. – brachte Leistungserhöhungen im Bereich von Grössenordnungen. Die Einsatzmöglichkeiten des Computers weiteten sich drittens ständig aus: Anfänglich vor allem im wissenschaftlichen Kontext verwendet, setzte er sich als Arbeitsinstrument in allen Wirtschaftssparten durch, drang zunehmend in private Lebensbereiche vor, revolutionierte den Apparatebau und war Ende der 2010er Jahre zumindest in industriellen Gesellschaften omnipräsent. Die Entwicklungsschritte zogen viertens immer auch Neuorganisationen des Rechnerumfelds nach sich, die etwa die Betriebssysteme, die angewendeten Programme, die Struktur der Datenbanken oder die Form der Protokolle betrafen.

Die Anfänge der Computerherstellung finden sich im Zweiten Weltkrieg, als elektronische Rechenmaschinen vorwiegend zur Entschlüsselung von Geheimcodes und zum Berechnen von Geschossbahnen verwendet wurden. In der Nachkriegszeit wurden in den USA und Europa Rechenautomaten vorerst für die numerische Lösung mathematischer Probleme beigezogen (Informatik). Schnell wurden die Fähigkeiten des Computers für die Bewältigung geschäftlicher, insbesondere buchhalterischer Problemstellungen erkannt. Er wurde zunächst als sehr leistungsfähiger Ersatz der herkömmlichen Lochkarten-Maschinen eingesetzt, der über mannigfaltige Zusatzfunktionen verfügte.

Grossrechner der Stadtbasler Steuerverwaltung. Fotografie von Hans Bertolf, 9. Dezember 1966 (Staatsarchiv Basel-Stadt, BSL 1013 1-3530 1).
Grossrechner der Stadtbasler Steuerverwaltung. Fotografie von Hans Bertolf, 9. Dezember 1966 (Staatsarchiv Basel-Stadt, BSL 1013 1-3530 1).

Der erste in der Schweiz benutzte Computer war die Zuse Z4, eine elektromechanische Rechenanlage, die im Zweiten Weltkrieg in Deutschland entwickelt, nach Kriegsende erweitert und in den frühen 1950er Jahren leihweise dem Institut für Angewandte Mathematik der ETH Zürich zur Verfügung stand. Die ersten kommerziell genutzten Computer gelangten ab Ende der 1950er Jahre bei den Banken, der PTT, den Verkehrsunternehmen SBB und Swissair sowie den grossen chemischen und industriellen Unternehmen zum Einsatz. Typische Anwendungen damals waren Lohnbuchhaltung, Inventarverwaltung, Kundenrechnungen, Kontoführung und Depotverwaltung (Informatisierung). In der Schweiz dominierten Geräte amerikanischer Computerhersteller, der Marktanteil der Firma IBM betrug 60%, jener von Sperry-Univac 20%. Diese Lieferanten boten zunehmend Gerätefamilien an, also Geräte gleicher Struktur, aber unterschiedlicher Leistungsklasse, die unter sich kompatibel sind. Kompatibilität bedeutet im Wesentlichen, dass mit demselben Programm Aufgabenstellungen auf den unterschiedlichen Geräten der Kompatibilitätsklasse bearbeitet werden können. Die wohl bekannteste Gerätefamilie der 1960er und 1970er Jahre war das IBM System/360, das zum System/370 erweitert wurde.

Die Periode von 1965 bis 1980 war das Zeitalter der Grossrechner. Diese führten gleichzeitig mehrere Aufgaben aus, darunter auch Dialoganwendungen, die über Bildschirmein- und Bildschirmausgaben mit den Benutzerinnen und Benutzern kommunizierten. Diese Rechner benötigten viel Platz, Grossfirmen verfügten über Computerräume von mehreren Hundert Quadratmetern. Ende der 1980er Jahre waren in der Schweiz ca. 2700 solcher Systeme im Einsatz.

Heimcomputer Altair 8800 der Micro Instrumentation and Telemetry Systems (MITS) aus Albuquerque (New Mexiko, USA). Fotografie, um 1975 (Museum für Kommunikation, Bern, 9905.500-0273).
Heimcomputer Altair 8800 der Micro Instrumentation and Telemetry Systems (MITS) aus Albuquerque (New Mexiko, USA). Fotografie, um 1975 (Museum für Kommunikation, Bern, 9905.500-0273). […]

Ab Mitte der 1970er Jahre erschienen Kleinstcomputer auf dem Markt, die vorwiegend im Freizeit- und Amateurbereich verwendet wurden. Diese Geräte entwickelten sich über die Zeit zu Personal Computern (PC); früh verbreitet waren der IBM-PC (ab 1981) und der Apple Macintosh (1984). Personal Computer dienten zunächst als isolierte Geräte für spezifische Funktionen, sie wurden dann aber bald auch mit den Grossrechnern (Servern) verbunden, um arbeitsteilig grössere Aufgaben zu erledigen. Unter den Betriebssystemen – diese weisen die Computer-Ressourcen den Anforderungen zu und wickeln den Verkehr mit angeschlossenen Geräten ab – überwog MS-DOS, das später, versehen mit einer benutzerfreundlicheren Oberfläche, zu MS-Windows ausgebaut wurde. Um 1990 waren in der Schweiz schätzungsweise 60’000 Personal Computer im Einsatz, 2002 dürften es über 5 Millionen Geräte gewesen sein. Davon wurden 2 Millionen am Arbeitsplatz benutzt.

Die ab Ende der 1990er Jahre einsetzende Digitalisierung der Telekommunikation in den Bereichen Fest- und Mobilnetz, die Akzeptanz des Internets als allgemeine Plattform für Informationsbeschaffung sowie für Informationsaustausch (E-Mail) und die Abwicklung von kommerziellen Transaktionen gaben der Computernutzung einen gewaltigen Auftrieb, sodass der Bestand an Personal Computern, Laptops, Notebooks, Tablets oder Smartphones 2015 eine zwei- bis dreistellige Millionenzahl erreicht haben dürfte. Der Computer hat auch die Geräteherstellung revolutioniert. Die Überwachung und Steuerung maschineller Prozesse von Haushaltsgeräten, verschiedensten Maschinen und Apparaten, Fahr- und Flugzeugen usw. erfolgt heute durch Computersysteme. Ein Ende dieses rasanten Wachstums der Computerverwendung ist nicht absehbar.

Computershop im Flughafen Zürich. Fotografie vom 11. November 1983 (ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Stiftung Luftbild Schweiz; Fotografie Swissair, LBS_SR03-10785-28).
Computershop im Flughafen Zürich. Fotografie vom 11. November 1983 (ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Stiftung Luftbild Schweiz; Fotografie Swissair, LBS_SR03-10785-28). […]

Der umfassende Gebrauch von Computern und computergetriebenen Geräten hat die Frage ihrer Zuverlässigkeit, vor allem aber die Sicherheit der über sie erschlossenen Daten, ins Zentrum gerückt. Der weltweite Computerverbund über das offene Internet macht jedes angeschlossene Gerät angreifbar. Eine generelle Antwort auf diese Gefahr wurde noch nicht gefunden. Dieses Problem wird den Staat, die Wirtschaft und die privaten Anwender weiterhin beschäftigen.

Die Schweizer Wirtschaft war ab Ende der 1950er Jahre eine entschiedene Benützerin des Computers. Er brachte bedeutende Produktivitätssteigerungen und wandelte den way of doing business. Die Schweiz hat – eine Ausnahme diesbezüglich war die Firma Logitech – kaum Beiträge zur Entwicklung der Hardware erbracht, aber doch solche im Bereich der Softwareentwicklung in Unternehmen (u.a. ETH Zürich mit Pascal). Sie leistete Bedeutendes vor allem in der Anwendungsentwicklung, vorab in den Bereichen Zuverlässigkeit und umfassende Funktionalität. Auch rangierte die Schweiz über lange Zeit in der Spitzengruppe bezüglich Computeranwendung. 

Eröffnung des Apple Store am 12. Juli 2014 in Basel. Fotografie von Georgios Kefalas © KEYSTONE, Bild 218354570.
Eröffnung des Apple Store am 12. Juli 2014 in Basel. Fotografie von Georgios Kefalas © KEYSTONE, Bild 218354570. […]

Quellen und Literatur

  • Weiss, Robert: "Der Schweizer Computermarkt. Ein Rückblick auf frühere Ausblicke", in: Geschichte und Informatik, 17, 2009, S. 123-142.
  • Egger, Josef: "Ein Wunderwerk der Technik". Frühe Computernutzung in der Schweiz (1960-1980), 2014.
  • Bruderer, Herbert: Meilensteine der Rechentechnik. Zur Geschichte der Mathematik und der Informatik, 2015.

Zitiervorschlag

Josef Egger: "Computer", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.10.2018. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/055501/2018-10-21/, konsultiert am 13.04.2024.