Ufersiedlung des Neolithikums westlich des Seedorfsees, in der Gemeinde Noréaz (FR), seit 2011 Unesco-Welterbe.
Der Fundort En Praz des Gueux befindet sich gut 10 km westlich der Stadt Freiburg. Er liegt am Ausgang eines kleinen Tals, das Prez-vers-Noréaz von Noréaz trennt, und zeichnet sich durch seine besondere topografische Gegebenheit aus. Im Gegensatz zu den restlichen Ufersiedlungen im Kanton Freiburg, aber analog zu den Siedlungen im Wauwilermoos (LU), bildet ein von einem weiten moorähnlichen Feuchtgebiet umgebener kleiner See auf über 600 m Höhe das Zentrum dieses Dorfes. Gleich wie andere Seen des Mittellandes bildete sich der Seedorfsee nach der letzten Eiszeit stetig zurück. Heute befindet sich die Fundstelle mehr als hundert Meter vom Westufer entfernt inmitten eines Feuchtgebiets, weshalb angesichts des eher sauren Torfmilieus besondere Konservierungsbedingungen herrschen.
1971 entdeckten zwei Landwirte aus der Gegend bei Entwässerungsarbeiten per Zufall die Fundstelle. Sie erregte sogleich grosses Interesse, weil die archäologische Kulturschicht von rund 30 cm Mächtigkeit Fundgegenstände aus harten tierischen Materialien (Knochen- und Geweihartefakte), Stein und Keramik sowie hölzerne Bauteile freigab. Die Fläche der Fundstelle wird auf mindestens 1200 m2 geschätzt, doch könnte die Ausdehnung des prähistorischen Dorfs durchaus grösser gewesen sein. Darauf weisen Pfähle und liegende Hölzer hin, die ausserhalb der durch die Kulturschicht bedeckten Fläche gefunden wurden. Aufgrund stilkundlicher Vergleiche und dendrochronologischer Untersuchungen lässt sich die Siedlung zwischen 3885 und 3816 v.Chr. datieren, womit sie kulturell dem Cortaillod classique zugeordnet werden kann. Gemäss dieser Datierung stammt Noréaz-En Praz des Gueux aus derselben Zeit wie die ersten Ufersiedlungen am Murten-, Neuenburger- und Bielersee (Murten-Dorf, Meyriez-Village und Twann-Bahnhof) .