Ufersiedlung des Neolithikums am Nordufer des Neuenburgersees, in der ehemaligen Gemeinde Saint-Aubin-Sauges, Gemeinde La Grande Béroche (NE), seit 2011 Unesco-Welterbe.
Nachdem die Fundstelle Port-Conty in Folge der aussergewöhnlichen Dürre im Winter 1853-1854 teilweise trockengefallen war, wurde sie 1860 erstmals von Frédéric Troyon untersucht. Die Siedlungsspuren wies er der Bronzezeit zu. Port-Conty liegt nordöstlich der Fundstellen Tivoli (1, 2, 3) zwischen dem Weiler Sauges und dem Hafen von Saint-Aubin in einer von Steilhängen umgebenen Bucht.
In den 1860er Jahren beutete der Arzt Gustave Clément aus Saint-Aubin, ein grosser Liebhaber von Antiquitäten, die Fundstelle aus. Er baute sich eine umfangreiche archäologische Sammlung auf, die er unglücklicherweise später nach Amerika verkaufte. Auch den Sammler Oberst Friedrich Schwab aus Biel, der 1857 den Fundort La Tène entdeckt hatte, zog es nach Port-Conty. Hier führte er 1863 oder 1864 eine mehrtägige Grabung durch.
Wissenschaftliche archäologische Untersuchungen fanden erst ab den 1920er Jahren durch die Neuenburger Kommission für urgeschichtliche Archäologie unter der Leitung von Paul Vouga statt. Zwischen 1921 und 1938 ordnete Vouga sowohl Sondierungen als auch grosse Grabungen an. Aufgrund der Ergebnisse schätzte er die Ausdehnung der Fundstelle auf 2000 m2, vor allem aber leitete er daraus eine detaillierte Abfolge der neolithischen Kulturschichten ab. Diese Periodisierung hatte Vouga bereits in seiner auf den Untersuchungen der Fundstelle Auvernier-La Saunerie fussenden Abhandlung Le Néolithique ancien lacustre dargelegt, weshalb er danach trachtete, möglichst viele kohärente stratigrafische Daten zu erheben und eine systematische Sammlung von Fundgegenständen zusammenzustellen. Sie sollten seine Beobachtungen bestätigen und seine Thesen untermauern. Während seiner punktuellen Untersuchungen, gestaffelt über einen Zeitraum von knapp zwanzig Jahren, kamen Tausende von Objekten, unter anderem aus Keramik, Grüngestein, Silex, Geweih, Tierknochen und Textilien, zum Vorschein, die heute im Parc et musée d'archéologie de Neuchâtel (Laténium) in Hauterive (NE) aufbewahrt werden.
Das ergiebige Fundmaterial stammt aus drei voneinander abgrenzbaren Siedlungsschichten, die Vouga als zeitliche Abfolge der Schichten "inférieure ou néolithique lacustre ancien", "supérieure" und "récente" deutete. In den 1970er Jahren wurde Vougas Fundmaterial des "niveau inférieur" für einen Abgleich mit neuen Fundgegenständen aus Grabungen verschiedener Zonen in der Bucht von Auvernier (La Saunerie, Port, Tranchée du Tram) herangezogen, was zu einer neuen Klassifikation der Cortaillodkultur und zur Festlegung einer neuen Kultur, der sogenannten Port-Conty-Kultur (3500-3300 v.Chr.), führte. Die "couche supérieure" enthält Funde, die der Horgener Kultur zugeordnet werden. Diese Datierung wurde in den 1990er Jahren mittels dendrochronologischer Analysen an rund zehn unter Wasser stehenden Pfählen im Bereich der von Vouga untersuchten Fundstellen bestätigt. Aufgrund der neuen Datierungen lassen sich darüber hinaus innerhalb der Horgener Kultur zwei aufeinanderfolgende Dörfer datieren; das ältere in die Zeit um 3160-3159 v.Chr., das jüngere in die Zeit um 3064 und 3062 v.Chr. Da die "couche récente" nicht zuletzt Dolch- und Messerklingen aus Silex der Region Grand-Pressigny enthält, wird sie der Auvernier-Cordé-Kultur (2700-2450 v.Chr.) zugerechnet.
Für die Aufnahme von Port-Conty in die Serie der "prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen" innerhalb der Unesco-Welterbeliste sprach nach einer neuerlichen Prüfung von Vougas Dokumentation auch die Entdeckung einer künstlichen Erdaufschüttung auf der "unteren" Schicht, die eine Fläche von 20 x 10 m und eine Mächtigkeit von rund 70 cm aufweist. Die Aufschüttung, die während ihrer Benutzung noch höher gewesen sein dürfte, ist vergleichbar mit der zentralen Anhöhe der Ufersiedlung Les Piécettes in Marin-Epagnier (Gemeinde La Tène) aus derselben Zeit. Dort liess sich auf der Erdaufschüttung eine Kultstätte nachweisen, die mehrfach wiederaufgebaut wurde. Das Vorhandensein einer Kultstätte in Les Piécettes und wohl auch in Port-Conty hebt die beiden Fundstellen heraus, die vor rund 3500 Jahren als Zentren und territoriale Verankerung einer Gemeinschaft von umliegenden Ufersiedlungen dienten.