Ufersiedlungen des Neolithikums und der Bronzezeit am Südufer des Bielersees, in der Gemeinde Sutz-Lattrigen (BE), seit 2011 Unesco-Welterbe.
Die Gemeinde Sutz-Lattrigen verfügt über eine einmalige Dichte an prähistorischen Ufersiedlungen. Auf knapp 1,8 km Uferlänge zählt sie nicht weniger als acht Fundareale, die mindestens zwanzig Siedlungsphasen vom Jungneolithikum bis zur Frühbronzezeit (um 1650 v.Chr.) erkennen lassen. Die Fundstelle Rütte liegt inmitten dieser Zone, grösstenteils im seichten Wasser in Ufernähe. Darüber hinaus bestehen auch Überreste an Land vor dem Park des Von-Rütte-Guts.
Wie andere prähistorische Ufersiedlungen in der Schweiz wurde auch die Fundstelle Sutz-Lattrigen-Rütte 1854 entdeckt. Erste Grabungen führten 1875 Victor Gross und 1884 Edmund von Fellenberg durch. Die archäologischen Funde vor Ort und in den umliegenden Zonen ergaben bemerkenswerte Sammlungen, wobei das meiste Fundmaterial im Neuen Museum Biel (bis 2011 Museum Schwab) aufbewahrt wird.
Sutz-Lattrigen-Rütte war hauptsächlich während des Endneolithikums bewohnt. Dank zahlreicher dendrochronologischer Untersuchungen lässt sich die Abfolge der Dörfer in etwa bestimmen. Eine erste, der Lüscherzkultur zugewiesene Siedlung fusst auf einer zwischen 2918 und 2895 v.Chr. erfolgten Holzschlagphase, allerdings ist die entsprechende Kulturschicht verschwunden. Zäune aus Nadelhölzern, deren Pfähle zwischen 2763 und 2752 v.Chr. und bis 2746 v.Chr. in den Boden geschlagen wurden, zeugen von einer rund 130 Jahre später belegten Siedlung (Dorf A). Dieser Niederlassung konnten nur die Palisaden zugeordnet werden. Im Winter 2726-2725 v.Chr. wurden erste Eichen für eine neue Siedlung gefällt (Dorf B). Bis 2720 v.Chr. erfuhr Dorf B Ausbesserungen, zwischen 2719 und 2717 v.Chr. kamen sieben Häuser hinzu, die bis 2706 v.Chr. um mehrere Gebäude ergänzt wurden. Um 2704 v.Chr. muss eine schwere Überschwemmung das Dorf arg beschädigt haben. Im Verlauf der nächsten sechzehn Jahre wurde es wiederaufgebaut und bis 2688 v.Chr. bewohnt, bis ein Brand die Niederlassung mindestens bis zur Hälfte zerstörte. Daraufhin wurde im Nordosten des alten Standorts eine neue Siedlung (Dorf C) errichtet, die zwischen 2657 und 2627 v.Chr. besetzt war. Die archäologischen Funde aus dieser letzten Phase stehen exemplarisch für die Schnurkeramikkultur. Ferner wurden auch einige wenige Keramikscherben der Glockenbecherkultur gefunden. Ihr Auftreten im Kontext von Ufersiedlungen bleibt vorderhand aussergewöhnlich und rätselhaft, denn während dieser neuen Kulturphase stiegen die Wasserspiegel der Schweizer Mittellandseen an. Von Sutz-Lattrigen-Rütte stammen zahlreiche archäologische Objekte, darunter eine wunderbar geschliffene Dolchklinge aus Silex von Le Grand-Pressigny.
Durch ihre Lage im seichten Wasser und in Ufernähe sind die Überreste der Fundstelle von der Erosion stark bedroht. Sie wird deshalb regelmässig überwacht. Ferner wurden Schutzmassnahmen ergriffen. Seit 2010 beherbergt Sutz-Lattrigen unweit der Fundstelle die Tauchbasis des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern.