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Grandson - Corcelettes Les Violes

Ufersiedlung der Bronzezeit am Nordufer des Neuenburgersees, in der Gemeinde Grandson (VD), seit 2011 Unesco-Welterbe.

Grandson - Corcelettes Les Violes: Situationskarte 2018 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.
Grandson - Corcelettes Les Violes: Situationskarte 2018 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.

Die weiträumige Ufersiedlung westlich des Strands von Corcelettes liegt zur Hälfte auf festem Boden in einem Auwald, zur Hälfte in einem Schilfgürtel und im anschliessenden freien Wasser. Corcelettes Les Violes ist eine der bekanntesten Ufersiedlungen der Schweiz; die Fundzone wurde deshalb bei Niedrigwasser früher mehrfach geplündert, wodurch v.a. Bronzeobjekte verloren gingen. Bewohnt wurde die Siedlung hauptsächlich in der Spätbronzezeit, auch wenn Einzelfunde aus der Frühbronzezeit stammen.

Von der Ufersiedlung weiss man seit 1855 und Ferdinand Keller erwähnte sie 1858, aber erst 1860 hat sie Frédéric Troyon genauer beschrieben. Die Fundstelle wurde zwischen 1876 und 1910 regelmässig intensiv nach Objekten abgesucht, v.a. nach Keramik und Bronzegegenständen. Auch später kamen noch zahlreiche Artefakte zum Vorschein, die nicht nur in die Museen von Yverdon-les-Bains und Lausanne gelangten, sondern auch in weitere Sammlungen im In- und Ausland. Zwischen 1937 und 1946 leitete Jean-Charles Hübscher Sondiergrabungen. Eine weiträumige Prospektion zu Lande und im Wasser fand zwischen 1983 und 1989 statt, die 2006 durch zahlreiche Kernbohrungen und einige neue Sondierungen ergänzt wurde.

Wagenrad aus Eschenholz von 85 cm Durchmesser, das teilweise verkohlt aufgefunden wurde, aus der Spätbronzezeit (Musée cantonal d'archéologie et d'histoire, Lausanne; Fotografie von Yves André).
Wagenrad aus Eschenholz von 85 cm Durchmesser, das teilweise verkohlt aufgefunden wurde, aus der Spätbronzezeit (Musée cantonal d'archéologie et d'histoire, Lausanne; Fotografie von Yves André). […]

Die Kulturschichten im See sind in einem Pfahlfeld mit mehr als 3500 Pfählen ausserordentlich gut erhalten. In Bezug auf die räumliche Gestaltung der Niederlassung lassen sich aufgrund der allgemeinen Abfolge der Siedlungsschichten und der Aufschlüsselung der Strukturen sechs archäologische Zonen unterscheiden, die auf Gruppen von - aus welchem Grund auch immer - zusammengehörigen Behausungen zurückgehen könnten, oder auch auf Standortanpassungen an die Schwankungen des Seespiegels. Die mit Pfählen und Kulturschichten bedeckte Fläche beträgt 2,1 ha. Aufgrund von dendrochronologischen Untersuchungen an 123 Pfählen, von denen 77 Rückschlüsse auf das Schlagdatum erlaubten, dauerte die Besiedlung von 1062 bis 878 v.Chr. Bei einer Sondiergrabung im See wurde ein aus elf Teilen bestehendes Wagenrad aus Eschenholz entdeckt, das wahrscheinlich aus der letzten bekannten Siedlungsphase datiert.

Das Fundmaterial ist überaus reich, sowohl in Bezug auf bronzene Gegenstände, die aus den älteren Sammlungen stammen, wie auch in Bezug auf die erst in jüngster Zeit zutage geförderte Keramik. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Fundstelle einem starken Verfall ausgesetzt, weshalb 1983 ein Uferschutz aus Holz errichtet wurde. Er soll die im Boden liegenden Kulturschichten vor der natürlichen Erosion schützen.

Keramik aus der Spätbronzezeit. Der Durchmesser des grossen Krugs beträgt 59 cm (Musée cantonal d'archéologie et d'histoire, Lausanne; Fotografie Fibbi-Aeppli, Grandson).
Keramik aus der Spätbronzezeit. Der Durchmesser des grossen Krugs beträgt 59 cm (Musée cantonal d'archéologie et d'histoire, Lausanne; Fotografie Fibbi-Aeppli, Grandson). […]

Quellen und Literatur

  • Corboud, Pierre; Castella, Anne-Catherine: "La station Bronze final de Grandson-Corcelettes VD", in: Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, 71, 1988, S. 182-185. Online: e-periodica, konsultiert am 25.10.2018.
  • Pugin, Christiane; Corboud, Pierre; Castella, Anne-Catherine: "Une roue du Bronze final sur la station littorale de Corcelettes (Grandson VD)", in: Archäologie der Schweiz, 1988, Nr. 4, S. 146-154. Online: e-periodica, konsultiert am 25.10.2018.
  • Crotti, Pierre; Kaenel, Gilbert: "Une roue en frêne dans un village lacustre de l'âge du Bronze: la station de Corcelettes (Grandson)", in: Kaenel, Gilbert; Crotti, Pierre (Hg.): 10 000 ans de préhistoire. Dix ans de recherches archéologiques en Pays de Vaud, 1991, S. 49-59 (Ausstellungskatalog).
  • Fischer, Viktoria: "La station de Grandson-Corcelettes à l'âge du Bronze final. Accumulations rituelles de métal", in: Revue historique vaudoise, 113, 2005, S. 153-167. Online: e-periodica, konsultiert am 25.10.2018.
  • Corboud, Pierre et al.: Les sites préhistoriques littoraux de Corcelettes et de Concise (VD). Prospection archéologique et analyse spatiale, 2019 (Cahiers d'archéologie romande, 173).

Zitiervorschlag

Pierre Corboud: "Grandson - Corcelettes Les Violes", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.04.2019, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/058019/2019-04-03/, konsultiert am 21.05.2025.