Ufersiedlung der Bronzezeit am Nordufer des Neuenburgersees, in der Gemeinde Grandson (VD), seit 2011 Unesco-Welterbe.
Die weiträumige Ufersiedlung westlich des Strands von Corcelettes liegt zur Hälfte auf festem Boden in einem Auwald, zur Hälfte in einem Schilfgürtel und im anschliessenden freien Wasser. Corcelettes Les Violes ist eine der bekanntesten Ufersiedlungen der Schweiz; die Fundzone wurde deshalb bei Niedrigwasser früher mehrfach geplündert, wodurch v.a. Bronzeobjekte verloren gingen. Bewohnt wurde die Siedlung hauptsächlich in der Spätbronzezeit, auch wenn Einzelfunde aus der Frühbronzezeit stammen.
Von der Ufersiedlung weiss man seit 1855 und Ferdinand Keller erwähnte sie 1858, aber erst 1860 hat sie Frédéric Troyon genauer beschrieben. Die Fundstelle wurde zwischen 1876 und 1910 regelmässig intensiv nach Objekten abgesucht, v.a. nach Keramik und Bronzegegenständen. Auch später kamen noch zahlreiche Artefakte zum Vorschein, die nicht nur in die Museen von Yverdon-les-Bains und Lausanne gelangten, sondern auch in weitere Sammlungen im In- und Ausland. Zwischen 1937 und 1946 leitete Jean-Charles Hübscher Sondiergrabungen. Eine weiträumige Prospektion zu Lande und im Wasser fand zwischen 1983 und 1989 statt, die 2006 durch zahlreiche Kernbohrungen und einige neue Sondierungen ergänzt wurde.

Die Kulturschichten im See sind in einem Pfahlfeld mit mehr als 3500 Pfählen ausserordentlich gut erhalten. In Bezug auf die räumliche Gestaltung der Niederlassung lassen sich aufgrund der allgemeinen Abfolge der Siedlungsschichten und der Aufschlüsselung der Strukturen sechs archäologische Zonen unterscheiden, die auf Gruppen von - aus welchem Grund auch immer - zusammengehörigen Behausungen zurückgehen könnten, oder auch auf Standortanpassungen an die Schwankungen des Seespiegels. Die mit Pfählen und Kulturschichten bedeckte Fläche beträgt 2,1 ha. Aufgrund von dendrochronologischen Untersuchungen an 123 Pfählen, von denen 77 Rückschlüsse auf das Schlagdatum erlaubten, dauerte die Besiedlung von 1062 bis 878 v.Chr. Bei einer Sondiergrabung im See wurde ein aus elf Teilen bestehendes Wagenrad aus Eschenholz entdeckt, das wahrscheinlich aus der letzten bekannten Siedlungsphase datiert.
Das Fundmaterial ist überaus reich, sowohl in Bezug auf bronzene Gegenstände, die aus den älteren Sammlungen stammen, wie auch in Bezug auf die erst in jüngster Zeit zutage geförderte Keramik. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Fundstelle einem starken Verfall ausgesetzt, weshalb 1983 ein Uferschutz aus Holz errichtet wurde. Er soll die im Boden liegenden Kulturschichten vor der natürlichen Erosion schützen.
