Ufersiedlung der Bronzezeit am Nordufer des Murtensees, unweit vom Fuss des Mont Vully, in der ehemaligen Gemeinde Mur, Gemeinde Vully-les-Lacs (VD), seit 2011 Unesco-Welterbe.
Entdeckt wurde die Siedlung 2003, als im Zusammenhang mit der Renaturierung eines Feuchtgebiets auf dem Festland (Naturreservat Les Chenevières de Guévaux) archäologische Sondiergrabungen durchgeführt wurden. Im selben Naturreservat, etwa 200 m westlich, stiess man auf eine weitere, allerdings weniger gut erhaltene Ufersiedlung. Als Chenevières de Guévaux II bezeichnet, stammt sie aus dem Ende des Jungneolithikums. Sie ist Teil der Schutzzone und als assoziierte Fundstelle ebenfalls in der Liste des Unesco-Welterbes aufgeführt.
Chenevières de Guévaux I liegt im Osten des Feuchtgebiets in einer kleinen Mulde, in der sich heute einer der Teiche des Naturreservats befindet. Auf dessen Grund kommt die Kulturschicht zum Vorschein. Laut der Sondiergrabungen wird die Ausdehnung der Siedlung auf ungefähr einen Hektar geschätzt. Sie gehört zu den wenigen Niederlassungen am Murtensee, die der Frühbronzezeit zugerechnet werden. Alluvialböden und sandige Molasseablagerungen am Fuss des Mont Vully sorgten für aussergewöhnliche Konservierungsbedingungen.
Die sehr heterogene Kulturschicht misst zwischen 15 und 20 cm und ist reich an organischen Überresten sowie Fundmaterial. Darüber liegt eine Lehmschicht, aus der Pfähle herausragen. Während einer Sondiergrabung wurden Keramikscherben gefunden, die zu einem grossen Tonkrug mit Handgriffen auf einer strukturierten Leiste gehören. Ein Randstück einer kleinen Tasse aus Feinkeramik entspricht dem Typ Les Roseaux. Um die Fundstelle vor weiteren Störungen zu schützen, verzichtete man auf die Fortführung der Sondiergrabungen. Die dendrochronologische Analyse von zwei Pfählen, die Schlagdaten im Herbst oder Winter 1660/1659 v.Chr. ergab, bestätigte die Belegung der Ufersiedlung gegen Ende der Frühbronzezeit.