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MarianneKleiner-Schläpfer

29.5.1947 Gossau (SG), reformiert, später konfessionslos, von Rorschacherberg. Freisinnige Politikerin, eine der ersten zwei Regierungsrätinnen des Kantons Appenzell Ausserrhoden, erste Frau Landammann und Nationalrätin.

Marianne Kleiner-Schläpfer an ihrem ersten Tag als Mitglied des Nationalrats während der Eröffnungssitzung der 47. Legislaturperiode. Fotografie von Lukas Lehmann, 1. Dezember 2003 (KEYSTONE, Bild 15713860). 
Marianne Kleiner-Schläpfer an ihrem ersten Tag als Mitglied des Nationalrats während der Eröffnungssitzung der 47. Legislaturperiode. Fotografie von Lukas Lehmann, 1. Dezember 2003 (KEYSTONE, Bild 15713860). 

Marianne Schläpfer, Tochter des Ernst Schläpfer, Verkaufsleiters in der Konservenfabrik St. Gallen, und der Hedi geborene Schläpfer, Hausfrau, besuchte nach dem Umzug der Familie nach Herisau die Primar- und Sekundarschule und legte die Matura mit Schwerpunktfach Wirtschaft in St. Gallen ab. Aus ihrer 1966 geschlossenen Ehe mit Peter Kleiner, der als Alleinredaktor des Appenzeller Tagblatts und später als Chef der Zollikofer AG tätig war, gingen zwei Kinder hervor. Als die Kinder grösser waren, studierte Kleiner-Schläpfer 1976-1979 an der Universität Zürich Psychologie. Zusätzlich liess sie sich in Zürich zur Gesprächspsychotherapeutin ausbilden (Zertifizierung 1984). Zwischen 1979 und 1994 arbeitete sie als Dozentin und Projektleiterin am Management-Zentrum der Hochschule St. Gallen.

1994 trat Marianne Kleiner-Schläpfer der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP) bei. Als Quereinsteigerin wurde sie im selben Jahr zusammen mit Alice Scherrer-Baumann in den Regierungsrat von Appenzell Ausserrhoden gewählt, in dem sie bis 2003 dem Finanzdepartement vorstand. Sie war damit die erste Frau in der Schweiz, die eine kantonale Finanzdirektion leitete, und trug zur Bewältigung der finanziellen Krise Appenzell Ausserrhodens bei, die Anfang der 1990er Jahre durch den faktischen Bankrott der Ausserrhoder Kantonalbank entstanden war. Sie trieb mit dem späteren Bundesrat Hans-Rudolf Merz den Verkauf der Kantonalbank an die Schweizerische Bankgesellschaft 1996 entscheidend voran und brachte eine rigide Niedrigsteuerstrategie des Kantons sowie harte Sanierungsmassnahmen zum Tragen, dank denen sie die in Schieflage geratenen Kantonsfinanzen relativ rasch wieder sanierte. Zwischen 1997 und 2000 hatte sie als erste Frau im Kanton das Amt der Frau Landammann inne. 1998-2006 wirkte sie als Vizepräsidentin der FDP Schweiz. 2003 erfolgte die Wahl in den Nationalrat, in dem sie bis zu ihrem Rücktritt 2011 sass und unter anderem der Finanzdelegation und der Finanzkommission angehörte.

Marianne Kleiner-Schläpfer betätigte sich in diversen Stiftungsräten, Vereinen, sozialen und wohltätigen Einrichtungen: 1998-2012 war sie Mitglied des geschäftsleitenden Ausschusses des Instituts für Tourismus und Verkehrswirtschaft an der Hochschule St. Gallen, das 2011 in Institut für Systemisches Management und Public Governance umbenannt wurde. 1999 fand sie als erstes weibliches Mitglied Aufnahme im Rotary Club Appenzell. Zudem engagierte sie sich ab 1996 in der Stiftung Steinegg (seit 2004 Vizepräsidentin), 2001-2009 in der Carnegie-Stiftung (2006 Vizepräsidentin), ab 2011 im Verein Tagesfamilien Appenzell Ausserrhoden, in der kantonalen Winterhilfe (seit 2011 Präsidentin), ab 2012 in der Stiftung Accentus sowie der Stiftung Symphasis, im Verein Ostschweizer helfen Ostschweizern (seit 2012 Präsidentin des Beirats) und im Appenzellischen Hilfsverein für Psychischkranke (2014-2016 Präsidentin, seit 2016 Vizepräsidentin).

Die Doppelwahl von Kleiner-Schläpfer und Scherrer-Baumann in die kantonale Exekutive 1994 fand fünf Jahre nach der im Vergleich zu den anderen Kantonen späten Einführung des kantonalen Frauenstimmrechts in Appenzell Ausserrhoden statt. Doch Ausserrhoden war nach dem Kanton Bern auf nationaler Ebene der zweite und innerhalb der Ostschweiz der erste Kanton mit zwei Frauen in der kantonalen Exekutive.

Quellen und Literatur

  • Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Biografischer Katalog 1930-2012, NB-Biokat-Kleiner-Schläpfer_Marianne-1.
  • Tagesanzeiger, 25.4.1994.
  • Bräuniger, Renate (Hg.): FrauenLeben Appenzell. Beiträge zur Geschichte der Frauen im Appenzellerland, 19. und 20. Jahrhundert, 1999.
  • Neue Zürcher Zeitung, 14.3.2004.
  • Appenzeller Zeitung, 15.1.2008.
  • St. Galler Nachrichten, 13.12.2013.
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Alessandra Widmer: "Kleiner-Schläpfer, Marianne", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 12.06.2019. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/058054/2019-06-12/, konsultiert am 28.03.2024.