15.9.1882 Einsiedeln, 16.3.1960 Muralto, katholisch, von Einsiedeln. Direktor des Benziger Verlags in Einsiedeln, Verbandspolitiker der papierverarbeitenden Industrie.
Oskar Bettschart, Sohn des Franz Bettschart und der Josephine geborene Kälin, Tochter des Schneiders Leonhard Dominik Kälin, war der zweitälteste Sohn von zehn Geschwistern, darunter der spätere Schwyzer Landammann August Karl Bettschart. Sein Vater war im Benziger Verlag in Einsiedeln bis zum Direktor und Vizepräsidenten des Verwaltungsrats aufgestiegen. Bettscharts berufliche Laufbahn war somit vorgezeichnet. 1920 heiratete er Stephanie Spörri, die Tochter eines ortsansässigen Apothekers.
Bettschart besuchte die Primarschule in Einsiedeln und anschliessend das Kollegium St. Michael in Zug sowie das Privatinstitut der Frères des écoles chrétiennes im savoyischen La Motte-Servolex. Danach studierte er für einige Semester an der Universität Lyon und schloss 1901 mit dem Bakkalaureat ab. Im August 1901 trat er mit 19 Jahren als Leiter der Devotionalienabteilung in die Firma Benziger ein. 1905 sandte ihn die Geschäftsleitung zu Weiterbildungszwecken für zwei Jahre ans Technikum für Buchdrucker in Leipzig und anschliessend an die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Nach seiner Rückkehr nach Einsiedeln machte Bettschart eine steile Karriere: Er wurde 1907 Bürochef der kommerziellen Abteilung, 1909 Leiter der Buchdruckerei, 1912 Leiter der gesamten technischen Betriebe und 1923 schliesslich alleiniger Direktor und Mitglied des Verwaltungsrats.
Kompromisslos sanierte Bettschart die Firma, die im Ersten Weltkrieg in arge Bedrängnis gekommen war und in den frühen 1920er Jahren vor dem Konkurs stand. Er prägte das Unternehmen bis zu seinem Tod und betreute als Verleger vor allem den Gebetbuch- und den Schulbuchverlag. Zusammen mit seinem älteren Bruder Franz Bettschart, dem langjährigen Leiter der Verlagsfiliale in Köln, initiierte er die Herausgabe des Volksmessbuchs des Maria-Laacher Benediktinerpaters Urbanus Bomm (1. Auflage 1927), das nachhaltigen Einfluss auf die liturgische Bewegung ausüben sollte.
Von 1919 bis 1957 war Bettschart Vorstandsmitglied des Schweizerischen Buchdruckervereins, dessen Arbeitgeberpolitik er entscheidend mitprägte. Er galt als Vater der Gesamtarbeitsverträge 1930 und 1943, suchte aber auch immer wieder die Konfrontation mit den Gewerkschaften. 1918 war er in Bern an der Gründung der Genossenschaft Einkaufsstelle des Schutzverbandes der papierverarbeitenden Industrien der Schweiz (Eika AG) beteiligt, die er 1951 präsidierte. Auf lokaler Ebene war Bettschart Verwaltungsratspräsident des Einsiedler Anzeigers, Präsident der Schützengesellschaft sowie Mitglied diverser Vereine. Er gehörte der katholisch-konservativen Partei an, trat überregional aber parteipolitisch nicht in Erscheinung. Im Militär erlangte er den Rang eines Majors.
Durch den Aufstieg Bettscharts wurde die Stellung seiner Familie im über Generationen von der Familie Benziger geführten Benziger Verlag konsolidiert. Seine drei ältesten Söhne Oscar, Benno und Alfred Bettschart blieben als Direktoren, Verwaltungsräte oder Aktionäre eng mit der Firma verbunden.