26.11.1839 Risch, 6.2.1929 Einsiedeln, katholisch, von Wohlen (AG). Pädagoge an der Stiftsschule Einsiedeln, Kunsthistoriker, Schriftsteller und Denkmalpfleger.

Pater Albert Kuhn, das elfte und jüngste Kind von Johann Martin Kuhn und Maria Barbara geborene Meier, kam als Jakob Kuhn in Risch zur Welt. Die Familie war 1835 aus dem Kanton Aargau in die kleine Zuger Gemeinde gezogen und hatte dort einen Bauernhof übernommen. Der ältere Bruder Josef Kuhn wurde wie er selbst später Benediktinerpater in Einsiedeln (Ordensname Raphael) und war dort für über fünf Jahrzehnte sein Mitbruder.
Nach der Primarschule in Risch besuchte Jakob Kuhn ab 1852 die Stiftsschule in Einsiedeln, wo neben anderen Gall Morel zu seinen Lehrern gehörte, und trat dort 1857 ins Kloster ein. Ein Jahr später legte er die Profess ab (Ordensname Albert). Danach studierte er Theologie in Einsiedeln und 1860 für ein Jahr Französisch in La Chapelle bei Orléans in Frankreich. Am 10. Juli 1864 erhielt er die Priesterweihe.
Kuhn, der sich als Autodidakt ein grosses Wissen angeeignet hatte, entfaltete in den folgenden Jahrzehnten eine breite Tätigkeit als Pädagoge, Kunsthistoriker, Schriftsteller und Denkmalpfleger. Ab 1861 unterrichtete er für über 60 Jahre an der klostereigenen Stiftsschule Französisch, Latein, Griechisch, Literatur, Ästhetik und Kunstgeschichte. Mit vielen seiner Schüler – von denen manche später Schlüsselfunktionen im katholischen Milieu ausübten, wie etwa der Verleger Karl Benziger oder Bundesrat Philipp Etter – blieb er ein Leben lang in freundschaftlichem Kontakt. Er widmete auch der Pflege eines weiten Netzes von angesehenen Briefpartnern grosse Aufmerksamkeit.

Kuhn verfasste theoretische und historische Schriften zur Ästhetik, Kunst und Literatur, schrieb und veröffentlichte Gedichte, Theaterstücke, Opern, biografische Skizzen, religiöse Betrachtungen und Predigten. Die meisten seiner Publikationen erschienen im nur wenige Gehminuten vom Kloster Einsiedeln entfernten Benziger Verlag. Von 1873 bis 1920 war er Redaktor des ebenfalls bei Benziger erscheinenden volkstümlichen Einsiedler Kalenders. Nach zwei Aufenthalten in Rom erschien 1878 das Buch Roma, eine umfassende Darstellung der antiken und christlichen Kunstdenkmäler Roms. Papst Leo XIII. verlieh ihm kurz nach dessen Erscheinen den Ehrendoktortitel in Theologie. Ab 1891 folgte eine mehrbändige, aufwendig ausgestattete Allgemeine Kunstgeschichte, mit der Kuhn konkrete Anleitung zum Genuss von Kunstwerken aller Epochen zu geben versuchte. Das 1908 abgeschlossene, monumentale Werk erfuhr Zuspruch weit über katholische Kreise hinaus.
Als Kenner der sakralen Architektur wirkte Kuhn als Experte bei über 400 Restaurierungen, Neu- und Umbauten von Kirchen und Kapellen mit, unter anderem bei der von ihm geleiteten Renovation des Schiffs der Stiftskirche Einsiedeln (1909-1910). Seine Arbeit unterbrach er immer wieder durch Studien- und Vergnügungsreisen, zum Teil in Begleitung des Kunstmalers August Benziger oder des Erzbischofs Raymund Netzhammer, die ihn nach Rom, Paris, Brüssel, Wien, München, Madrid, Burgos, Bukarest, Sofia, Konstantinopel und Athen führten. Albert Kuhn starb am 6. Februar 1929 an einer Lungenentzündung. Seine Beisetzung soll der eines Staatsmanns geglichen haben, wie ein Beobachter festhielt.
Kuhns schriftstellerisches Werk erfuhr Neuauflagen bis in die 1940er Jahre, geriet dann aber in Vergessenheit. Seine denkmalpflegerische Praxis wurde von den nachfolgenden Generationen als «historisierend» und als ein «Verrestaurieren von Kirchen» (Birchler, 1942/1943) kritisiert. Seit den 1990er Jahren wird sein Gesamtwerk wieder vermehrt rezipiert.