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Berner Volksfreund

Berner Volkszeitung

Zeitung und Organ der Berner Liberalen um die Brüder Schnell in den ersten Jahren der Regeneration, erschien von 1831 bis 1845 jeweils am Sonntag und Donnerstag.

Karl und Johann Schnell gründeten am 24. Februar 1831 den Berner Volksfreund. Gedruckt wurde das Blatt vor der Annahme der regenerierten Berner Verfassung in Solothurn bei Ludwig Vogelsang, um der Zensur zu entgehen. Vom 27. Oktober 1831 bis zum 29. Dezember 1845 verlegte Carl Langlois' Druckerei in Burgdorf die Zeitung; diesen hatten die Brüder Schnell vom Verlag Sauerländer nach Burgdorf geholt und beim Aufbau der Druckerei unterstützt.

Berner Volksfreund, Titelseite der ersten Nummer, 24. Februar 1831 (Staatsarchiv Bern, Z 29).
Berner Volksfreund, Titelseite der ersten Nummer, 24. Februar 1831 (Staatsarchiv Bern, Z 29). […]

Der Berner Volksfreund war weniger ein Redaktorenblatt als vielmehr die Plattform oder der «Sprechsaal» des Berner Liberalismus. Redaktoren waren Karls und Johanns Bruder Johann Ludwig Schnell und kurzfristig Eduard Blösch, dann der Burgdorfer Gymnasiallehrer Gottlieb Friedrich Stähli, nach dessen Übersiedlung nach Bern 1834 Johann Jakob Reithard, nach dessen Umzug nach Glarus 1840 Karl Schnell selbst sowie nach Schnells Tod der Verleger Langlois. Beiträge verfassten des Weiteren Albert Bitzius, Ignaz Paul Vital Troxler und Johann Peter Romang. Das Blatt dürfte weniger als 1000 Abonnenten gehabt haben (1842 zum Beispiel 600) und nur die Redaktoren wurden entlohnt (Reithard mit 500 Fr. jährlich). Reithard hatte den Ehrgeiz, das Blatt überregional bekannt zu machen, was nicht gelang.

Der Berner Volksfreund wandte sich zunächst gegen die aristokratische Allgemeine Schweizer-Zeitung sowie die Vertreter des Juste-Milieu und wurde in den ersten Jahren als «Regierungsblatt» wahrgenommen. Schwerpunkte der Berichterstattung bildeten neben allgemeinen politischen Themen das Erziehungswesen, die Gemeinnützigkeit und die Volkserziehung. Nach der Ablehnung der Ausweisung Napoleons III. durch den Berner Grossen Rat, wegen der die Brüder Schnell ihre politischen Ämter aufgegeben hatten, positionierte sich der Berner Volksfreund gegen den radikalen Liberalismus (Radikalismus) sowie die Berner Regierung um Charles Neuhaus und isolierte sich damit zunehmend. Nachfolgerin des Blatts wurde am 2. Januar 1846 die Berner Volkszeitung. Auch diese schaffte es nicht, liberale und liberal-konservative Kreise hinter sich zu vereinen, sondern verfiel einer reaktionären Tendenz, weswegen Langlois als Verleger zurücktrat und die Zeitung vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 1847 in der Druckerei Haller in Bern erschien.

Berner Volksfreund, erste und letzte Seite der Ausgabe vom 5. März 1840 (Staatsarchiv Bern, Z 29).
Berner Volksfreund, erste und letzte Seite der Ausgabe vom 5. März 1840 (Staatsarchiv Bern, Z 29). […]

Quellen und Literatur

  • Rothen, Fritz: Die bernische Presse und die Staatsumwälzung von 1830/31, 1925.
  • Widmann, Max: Festschrift der Firma Langlois & Cie., Buchhandlung und Verlag, Burgdorf, 1831-1931, 1931.
  • Münch, Paul: Studien zur bernischen Presse 1830-1840, 1945.
  • Schaffroth, Paul: Sturm und Drang. Aus der Vergangenheit der stadtbernischen Presse (1500-1900), 1991.
  • Wernicke, Norbert D.; Mahlmann-Bauer, Barbara: «Zur Einführung: Albert Bitzius und die politische Publizistik», in: Mahlmann-Bauer, Barbara; Derron, Marianne et al. (Hg.): Politische Publizistik 1828-1854, Bd. 2: Kommentar 1828-1840, 2012, S. 13-47 (Historisch-kritische Gesamtausgabe / Jeremias Gotthelf, Abt. F/1).
Weblinks

Zitiervorschlag

Norbert D. Wernicke: "Berner Volksfreund", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.04.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/058872/2020-04-08/, konsultiert am 13.02.2025.