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EdouardMatthey

​15.6.1833 Le Locle, 23.7.1886 Prilly, reformiert, von Le Locle und La Chaux-du-Milieu. Buchhändler, Verleger und Übersetzer, Kulturvermittler zwischen dem französisch- und deutschsprachigen Raum.

Umschlag des Miroir des paysans von Jeremias Gotthelf, übersetzt und veröffentlicht durch Edouard Matthey, Paris und Bern 1854 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, L 417).
Umschlag des Miroir des paysans von Jeremias Gotthelf, übersetzt und veröffentlicht durch Edouard Matthey, Paris und Bern 1854 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, L 417). […]

Bis auf die Namen seiner Eltern, Edouard-Constant Matthey und Sophie geborene Gindraux, ist über die Kindheit und Jugendzeit von Edouard Matthey nichts bekannt. Er blieb ledig. Von ca. 1853 bis 1858 führte er eine Buchhandlung an der Kramgasse 154 in Bern. Matthey zeichnete für französische Bücher und Zeitschriften verantwortlich, die bei Bernhard Friedrich Haller erschienen, und arbeitete mit dem Genfer Verlag von Joël Cherbuliez zusammen. Er war Redaktor und Verleger der Zeitschrift L’Ordre (erschien nur 1853), des Educateur populaire, den Jules Paroz herausgab, und der Etrennes helvétiennes. Album suisse (erschien nur 1856). Daneben wirkte Matthey als Übersetzer, vor allem von deutschsprachiger Literatur (u.a. von Berthold Auerbach, Johann Peter Hebel). 1854 übertrug er den von Albert Bitzius unter dem Pseudonym Jeremias Gotthelf 1837 veröffentlichten Roman Der Bauern-Spiegel ins Französische (Le miroir des paysans) und korrespondierte auch mit dem Autor. Zwar bezeichnete er Gotthelf, auf dessen Popularität anspielend, als «Walter Scott von Bern», bevorzugte aber selbst Abraham Emanuel Fröhlich. Für die Zeitschrift Musée suisse war Matthey als Rezensent tätig. Er stand in Kontakt mit französischen Publizisten, Schriftstellern und Übersetzern wie Jules Champfleury und Max Buchon. 1854 verlegte er Buchons Gotthelf-Übersetzung Nouvelles bernoises. Eine weitere Zusammenarbeit lehnte dieser 1854 ab, da er Matthey als Unternehmer misstraute. In einer Rezension lobte Marc Monnier hingegen dessen Unternehmergeist und Risikobereitschaft.

1856 ging Matthey in Konkurs, 1857 wurde sein Bücherlager versteigert. Der Verwalter der Konkursmasse, Eduard Lutz, gelangte 1858 an den Neuenburger Staatsrat, um von Unternehmen aus dem Kanton Geld für Mattheys Gläubiger zu erhalten, doch die Behörde verwies ihn auf den Rechtsweg. Womöglich hatte Matthey inoffiziell für die Buchhandlung Leidecker in Neuenburg oder die Papierfabrik Serrières gearbeitet. Seine Aufenthaltsorte ab 1858 sind unbekannt. Vielleicht lebte er zwischenzeitlich im Ausland. Ebenso bleibt seine spätere Tätigkeit in Prilly im Dunkeln. 1871 erschienen in Brüssel unter dem Namen Edouard Mathey die Souvenirs de l’exil. Obwohl sie autobiografische Elemente enthalten, scheinen sie überwiegend fiktiv zu sein. Ob Matthey den Text tatsächlich verfasste, ist fraglich. Die Erinnerungen werden auch der Comtesse Dash zugeschrieben. Für das 19. Jahrhundert war Matthey ein kultureller Brückenbauer zwischen Frankreich, der Schweiz und Deutschland.

Quellen und Literatur

  • Archives de l’Etat de Neuchâtel, Neuenburg, Fichier généalogique Matthey-Dupraz, registre civil, FG 392; Registre des décès 1886, fol 193, no 152, EC 3012; Manuel du Conseil d’Etat 1858, p. 176, 283 bis, 1CE-233.
  • Burgerbibliothek Bern, Bern, Nachlass Jeremias Gotthelf, Brief von Edouard-Climi Mathey Dupraz an Albert Bitzius vom 29.7.1853, N Jeremias Gotthelf 25.5 (15).
  • Zellweger, Rudolf: Les débuts du roman rustique. Suisse, Allemagne, France, 1836-1856, 1941.
  • Hunziker, Rudolf; Bloesch, Hans et al. (Hg. in Verbindung mit der Familie Bitzius und mit Unterstützung des Kantons Bern): Sämtliche Werke in 24 Bänden / Jeremias Gotthelf, Ergänzungsbd. 9: Briefe von 1853-1854, 1954, Nr. 15, S. 30-31, 242.
  • Derron, Marianne: «"Vos ouvrages, Monsieur, sont ce qu’il […] faut". Wie die Romandie Jeremias Gotthelf entdeckte», in: Derron, Marianne; Zimmermann, Christian von (Hg.): Jeremias Gotthelf. Neue Studien, 2014, S. 53-74.
Weblinks
Kurzinformationen
Variante(n)
Edouard Mathey
Edouard-Climi Mathey Dupraz
Lebensdaten ∗︎ 15.6.1833 ✝︎ 23.7.1886

Zitiervorschlag

Marianne Derron: "Matthey, Edouard", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.04.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/058876/2020-04-08/, konsultiert am 24.01.2025.