2.1.1896 Bern, 28.6.1972 Mammern, reformiert, von Bern. Theologe, Pfarrer, Architekt und eidgenössischer Flüchtlingskommissär.
Ulrich Wildbolz, Sohn des Eduard Wildbolz und der Cécile geborene Marcuard, verbrachte seine Jugend und Schulzeit in Bern. Hier studierte er Theologie und erhielt 1921 die Ordination. Aus seiner im gleichen Jahr geschlossenen Ehe mit Edith Wander, der Tochter von Albert Wander und Clémence Georgette geborene Violeau, gingen zwei Söhne (1922, 1925) und eine Tochter (1928) hervor. Nach wenigen Jahren seelsorgerischer Tätigkeit im In- und Ausland, zuletzt als Vikar in Ringgenberg, setzte Wildbolz 1924 das Theologiestudium an der Universität Zürich fort. Anschliessend arbeitete er als Leiter der Abteilung Schulentlassene im Zentralsekretariat der Pro Juventute in Zürich, bevor er 1934-1939 an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich ein Architekturstudium absolvierte. In der Folge war er als selbstständiger Architekt tätig. 1940 gehörte Wildbolz (zusammen mit seinem Schwager Georg Wander) zu den Mitunterzeichnern der Eingabe der Zweihundert.
Als während des Zweiten Weltkriegs die Flüchtlingszahlen stark anstiegen, richtete der Bund militärisch geführte Internierungslager für zivile Flüchtlinge ein. Aufgrund seiner Erfahrungen im Sozialwesen wurde Wildbolz durch Bundesrat Eduard von Steiger auf Anfang Oktober 1942 zum eidgenössischen Kommissär für das Flüchtlingswesen ernannt. Angegliedert war das Flüchtlingskommissariat der Polizeiabteilung des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD), das unter der Leitung von Heinrich Rothmund stand. Als Flüchtlingskommissär reiste Wildbolz bis zum Herbst 1945 durch die Schweiz, inspizierte periodisch die rund zwanzig Auffanglager und verschaffte sich an der Grenze regelmässig einen persönlichen Eindruck von der Flüchtlingssituation. Er koordinierte die Arbeit zwischen militärischen sowie zivilen Behörden. Untersagt war ihm hingegen, sich persönlicher Anliegen von Flüchtlingen anzunehmen.
Die Tagesrapporte von Wildbolz sind eine zentrale Quelle für die behördliche Sicht der Situation in den Lagern. Auch wenn sich das Interesse von Wildbolz auf den möglichst reibungslosen Betrieb der Lager konzentrierte und er anlässlich der Inspektionen keinen direkten Kontakt zu den Flüchtlingen suchte, bewahrte er sich als Flüchtlingskommissär eine gewisse Unabhängigkeit. Bei Missständen, die ihm auch von Flüchtlingen und Hilfswerken gemeldet wurden und die häufig durch ungeeignete sowie antisemitisch eingestellte Lagerkommandanten bedingt waren, wirkte er auf Verbesserungen hin.
Nach 1945 betrieb Wildbolz als Architekt ein eigenes Büro in Zürich, 1951-1981 zusammen mit Eugen Ryser. Unter anderem realisierte er ein Wohlfahrtshaus für die Wander AG in Bern, ein kirchliches Gebäude und Mehrfamilienhäuser in Aussenquartieren von Zürich sowie Industrie- und Bürobauten. Privat wohnte die Familie bis 1951 in Zürich, dann in Zollikon.