ViolaAmherd

7.6.1962 Brig-Glis, katholisch, von Brig-Glis, Naters und Zwischbergen. Notarin, Anwältin, Stadtpräsidentin von Brig-Glis, Walliser Nationalrätin, Bundesrätin der Christlichdemokratischen Volkspartei bzw. der Mitte.

Vereidigung von Bundesrätin Viola Amherd (links) und ihrer ebenfalls neu gewählten Amtskollegin Karin Keller-Sutter im Nationalratssaal in Bern. Fotografie vom 5. Dezember 2018 (KEYSTONE / Anthony Anex, Bild 364716046).
Vereidigung von Bundesrätin Viola Amherd (links) und ihrer ebenfalls neu gewählten Amtskollegin Karin Keller-Sutter im Nationalratssaal in Bern. Fotografie vom 5. Dezember 2018 (KEYSTONE / Anthony Anex, Bild 364716046). […]

Viola Amherd, Tochter des Albert Amherd, Elektro-Unternehmers, und der Amanda geborene Imhof, Hausfrau, wuchs mit ihrer 14 Jahre älteren Schwester in Brig-Glis auf. Nach der Primar- und der Sekundarschule besuchte sie ab 1978 das Kollegium Spiritus Sanctus in Brig, wo sie 1982 die Matura machte. 1982-1987 studierte Amherd an der Universität Freiburg Rechtswissenschaften (lic. iur. utr.). Sie erwarb 1990 das Notarpatent und 1991 das Anwaltspatent des Kantons Wallis. Amherd ist unverheiratet, hat keine Kinder und war bis zu ihrer Wahl in den Bundesrat selbstständige Advokatin und Notarin in Brig-Glis. 1994-2006 wirkte sie zudem als nebenamtliche Richterin in der Eidgenössischen Personalrekurskommission.

Ihre politische Karriere begann Amherd 1991 mit dem Eintritt in den Brig-Gliser Vorstand der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP). Sie gehörte 20 Jahre der Exekutive von Brig-Glis an, 1992-1996 als Stadträtin, 1996-2000 als stellvertretende Stadtpräsidentin und 2000-2012 als Stadtpräsidentin. 1999 kandidierte sie für einen Sitz in der Regierung des Kantons Wallis, unterlag jedoch dem Sozialdemokraten Thomas Burgener. 2005 rutschte sie für ihren Parteikollegen Jean-Michel Cina, der zum Walliser Staatsrat gewählt worden war, in den Nationalrat nach. Dort war sie 2005-2018 Mitglied der Kommission für Rechtsfragen, 2005-2018 der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (2013-2015 Präsidentin) und 2011-2015 der Immunitätskommission. 2011-2018 amtierte sie als Vizepräsidentin der CVP-Fraktion in der Bundesversammlung und 2005-2018 als Präsidiumsmitglied der CVP Oberwallis.

Als Nationalrätin setzte sich Amherd für einen verbesserten Kinder- und Jugendschutz ein und erreichte mit einem Vorstoss, dass die Schweiz 2017 das dritte Fakultativprotokoll zur UNO-Kinderrechtskonvention unterzeichnete. Sie forderte unter anderem ein flächendeckendes Glasfasernetz und eine Befreiung von der Mineralölsteuer für Pistenfahrzeuge, um Berg- und Randregionen als Lebens- und Wirtschaftsräume aufzuwerten. Im Bereich der Verkehrspolitik verlangte sie beim Simplonpass eine Verlagerung gefährlicher Gütertransporte von der Strasse auf die Schiene. 2018 kämpfte sie erfolgreich dafür, dass der Bundesrat den Ausbau der Weströhre des Lötschberg-Basistunnels in den Bahn-Ausbauschritt 2035 aufnahm. Amherd vertrat gesellschafts- und familienpolitisch liberale Positionen und unterstützte etwa die Einführung einer Frauenquote in Verwaltungsräten börsenkotierter Unternehmen, den Zugang homosexueller Paare zu Ehe und Stiefkindadoption sowie die Einführung eines Vaterschaftsurlaubs.

Bundesrätin Viola Amherd besucht erstmals das Militär. Beitrag in der Sendung 10 vor 10 des Fernsehens der deutschen Schweiz vom 23. Januar 2019 (Schweizer Radio und Fernsehen, Zürich, Play SRF).
Bundesrätin Viola Amherd besucht erstmals das Militär. Beitrag in der Sendung 10 vor 10 des Fernsehens der deutschen Schweiz vom 23. Januar 2019 (Schweizer Radio und Fernsehen, Zürich, Play SRF). […]

Bis 2018 hatte die Politikerin zahlreiche Mandate inne und war Verwaltungsratsmitglied des Energieunternehmens Enalpin, der Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB), der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS), der BLS Cargo, des Swiss Medical Networks und der Migros Wallis sowie Verwaltungsratspräsidentin der Datennetzgesellschaft Oberwallis Danet. Des Weiteren stand sie der parlamentarischen Gruppe Glasfasernetz Schweiz sowie dem Verein Landschaftspark Binntal vor, sass im Stiftungsrat von Swissaid sowie der Schweizerischen Stiftung für das Stockalperschloss und führte die Geschäfte im Vorstand des Lötschberg-Komitees.

Nach der Rücktrittserklärung von CVP-Bundesrätin Doris Leuthard 2018 portierte die Partei Amherd zusammen mit der Urner Regierungsrätin Heidi Z'Graggen, gegen die sie sich in der Wahl vom 5. Dezember 2018 mit 148 Stimmen durchsetzte (absolutes Mehr 121). Seit 2019 steht sie als erste Frau dem Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) vor. Ihr Engagement gilt einem besseren gesellschaftlichen Stellenwert der Armee, indem sie zum Beispiel die sicherheitspolitische Rolle des Militärs bei Natur- und Umweltkatastrophen, Cyber- sowie Terrorangriffen stärken will (Sicherheitspolitik). Daneben strebt sie eine Erhöhung des Frauenanteils in der Landesverteidigung an. Die am 27. September 2020 in der eidgenössischen Volksabstimmung mit 50.1% Ja-Stimmen knapp angenommene Vorlage über die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge war ein wichtiger Erfolg für Amherd. Das Geschäft mit einem Budget von 6 Mrd. Franken ermöglicht die Erneuerung der Schweizer Luftwaffe.

Quellen und Literatur

  • Archiv für Zeitgeschichte, ETH Zürich, Zürich, Biographische Sammlung, Viola Amherd.
  • Walliser Bote, 28.9.2020.
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VIAF

Zitiervorschlag

Marie-Claude Schöpfer: "Amherd, Viola", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.03.2022. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/059596/2022-03-03/, konsultiert am 29.03.2024.