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MichelePedrazzini

1712 Campo (Vallemaggia), 1763 Campo, katholisch, von Campo. Kaufmann im Familienunternehmen in Kassel sowie Capitano des Vallemaggia und des Val Lavizzara.

Porträt von Michele Pedrazzini. Öl auf Leinwand, entstanden nach 1759 (Privatsammlung).
Porträt von Michele Pedrazzini. Öl auf Leinwand, entstanden nach 1759 (Privatsammlung). […]

Michele Pedrazzini war das fünfte von zehn Kindern des Kaufmanns Giovanni Battista Pedrazzini und der Marta Camani. Sein Vater erwählte ihn zum Haupterben und vermachte ihm 1737 seinen Anteil am Kasseler Familienunternehmen. Der ältere Bruder Giovanni Pietro Pedrazzini wurde – vermutlich wegen Invalidität – von der Erbfolge ausgeschlossen und mit Land entschädigt. 1737 heiratete Pedrazzini Giovanna Fantina, mit der er vier Töchter hatte. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau vermählte er sich 1753 mit Maria Justa Camani, der Tochter des in Parma niedergelassenen Kaufmanns Carlo Antonio Camani aus Cimalmotto. Das Paar blieb kinderlos. Michele Pedrazzini bestimmte seine beiden Töchter aus erster Ehe, die das Erwachsenenalter erreichten, als Erbinnen seines stattlichen Vermögens. Um das Aussterben seines Familienzweigs zu verhindern, verheiratete er sie mit den Söhnen seines Vetters Giovanni Battista Pedrazzini.

Der angesehene und fähige Kaufmann Pedrazzini ist ab 1727 im Familienunternehmen in Kassel bezeugt, dem er eine persönliche Note verlieh und um dessen Verwaltung er sich unermüdlich kümmerte (Handel). Bis gegen Ende der 1750er Jahre war er in der hessischen Stadt auch anderweitig aktiv und zeichnete sich als Tribun (1750) sowie als Fähnrich (1758) aus. Dank des guten Rufs, den er bei den Landvögten genoss, wurde er 1759 zum Capitano des Vallemaggia und des Val Lavizzara ernannt. In seiner Heimat förderte und finanzierte Pedrazzini zahlreiche Vorhaben, darunter den Bau und die Ausstattung der von seinem Vater in Auftrag gegebenen Kapelle San Giovanni Battista in Campo, den Freskenzyklus in der Pfarrkirche San Bernardo und die Anschaffung wertvoller Kirchengeräte für die örtlichen Gotteshäuser. Mit dem unternehmerischen Erfolg wuchs sein Vermögen, das aus Grundstücken und Gebäuden (zwischen dem Maggiatal und Gambarogno gelegen) sowie aus einer Vielzahl von Krediten bestand, die er mit besonderem Geschick bewirtschaftete. Ansehen, Kultiviertheit und Wohlstand widerspiegeln sich auch in der umfangreichen Gemäldesammlung und den zahlreichen wertvollen Gegenständen, die er aus dem Ausland in sein Haus in Campo kommen liess, wo er 1763 starb.

Quellen und Literatur

  • Archivio di Stato del Cantone Ticino, Bellinzona, Archivio delle Famiglie Pedrazzini di Campo Vallemaggia.
  • Mondada, Giuseppe: Commerci e commercianti di Campo Valmaggia nel Settecento. Dalle lettere dei Pedrazzini e di altri conterranei attivi in Germania e in Italia, 1977.
  • Chiesi Ermotti, Francesca: Le Alpi in movimento. Vicende del casato dei mercanti Pedrazzini di Campo Vallemaggia (XVIII s.), 2019.
Weblinks

Zitiervorschlag

Francesca Chiesi Ermotti: "Pedrazzini, Michele", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.05.2022, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/059605/2022-05-03/, konsultiert am 19.04.2024.