1693 Cevio, 25.1.1766 Campo (Vallemaggia), katholisch, von Cevio. Nach dem Tod ihres Mannes Wohltäterin und einflussreiche Persönlichkeit im Maggiataler Familienverband der Pedrazzini.
Maria Apollonia Franzoni war die drittgeborene Tochter des Bannerherrn Carlo Francesco Franzoni aus Cevio und der Giovanna Lamberti aus Campo. Ihr Vater vermählte sie mit Michele Pedrazzini, dem jüngeren Sohn seines Cousins Gaspare und führenden Mitglied der Kaufmannsfamilie aus Campo (Kaufleute).
Die hohe Mitgift ihres Vaters (1000 Scudi), die sie 1719 erhielt, unterstreicht das Ansehen der Familie ihres Manns und das Interesse der alteingesessenen Honoratiorenfamilien wie den Franzoni an einer Verbindung mit dem Handelsbürgertum. Zur Aussteuer sollte später, als Maria Apollonia Pedrazzini bereits verwitwet war, ein Erbe hinzukommen: Bei der Schätzung von 1758 wurde ihr der ausgedehnte Grundbesitz des Bannerherrn Franzoni in Campo übertragen. Das beachtliche Vermögen der Eheleute Michele und Maria Apollonia Pedrazzini, die allerdings keinen Anspruch auf das Familienunternehmen Pedrazzini in Kassel geltend machen konnten, umfasste Grundstücke auf den umliegenden Alpen, im Maggiatal und im Locarnese sowie grosse Ausstände aus vergebenen Darlehen. Nachdem ihr Mann 1736 ohne Nachfolger gestorben war, kam Maria Apollonia Pedrazzini der Niessbrauch am Vermögen zu.

Bei der Erbverwaltung standen ihr zunächst ihr jüngerer Bruder, der Bannerherr Carlo Antonio Franzoni, ihr Vormund und Testamentsvollstrecker ihres verstorbenen Gatten, und später ihr Neffe Michele Pedrazzini zur Seite. Auch andere Familienmitglieder der Pedrazzini erstellten in ihrem Namen Urbare, forderten Zinsen ein und legten Kapital an. Ihre Handschrift auf Dokumenten über Verpachtungen belegt, dass sie des Schreibens mächtig war und die Vermögensverwaltung überwachte. In ihrer drei Jahrzehnte dauernden Witwenschaft war sie eine angesehene und einflussreiche Persönlichkeit. Als Stifterin von Legaten, Bruderschaften und religiösen Einrichtungen zeigte sie sich auch in ihrem Testament grosszügig. Ihr Mäzenatentum steht wohl beispielhaft für eine der wenigen anerkannten Strategien, die Frauen und Witwen aus notablen Familien im Alpenraum zur Verfügung standen, um informell Macht auszuüben.