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Guglielmo MariaPedrazzini

2.9.1733 Campo (Vallemaggia), 17.3.1801 Campo, katholisch, von Campo. Kaufmann im Familienunternehmen in Kassel sowie einflussreicher Amtsträger aus einer Honoratiorenfamilie.

Bildnisse von Mitgliedern der beiden Familien Michele und Guglielmo Maria Pedrazzini. Öl auf Leinwand, 1760 (Privatsammlung).
Bildnisse von Mitgliedern der beiden Familien Michele und Guglielmo Maria Pedrazzini. Öl auf Leinwand, 1760 (Privatsammlung). […]

Guglielmo Maria Pedrazzini war das älteste von sechs Kindern des Kaufmanns Giovanni Battista Pedrazzini und der Giacomina Pontoni. 1759 heiratete er seine Cousine Marta Maria Pedrazzini, Tochter und Erbin des Michele Pedrazzini und der Giovanna Fantina. Auf seine Heirat folgte jene seines jüngeren Bruders Michele Maria Pedrazzini mit Maria Apollonia Pedrazzini, der Schwester von Pedrazzinis Frau; diese parallelen Ehen vereinigten die beiden Familienzweige wieder und sicherten den familiären Fortbestand. Dass von seinen 15 Kindern nur fünf das Erwachsenenalter erreichten, hinterliess bei ihm deutliche Spuren.

Pedrazzini entstammte dem Zweig der Kaufmannsfamilie aus Campo. Er absolvierte im Unternehmen seines Onkels Carlo Antonio Fantina in Heidelberg eine Lehre, bevor er in den Kolonialwarenhandel der Firma Gaspard Pedrazzini & Fils in Kassel eintrat (Handel). Während seiner Tätigkeit für das Unternehmen Ende der 1740er bis Anfang der 1770er Jahre drückte er der Geschäftsführung seinen Stempel auf, unter anderem durch die Abfassung eines Reglements 1765. Selbst nach der Rückkehr in die Heimat verfolgte er die Geschicke des Hauses. Dieses Engagement bei der Führung der Unternehmensgeschäfte ist durch einen ungewöhnlich ergiebigen Quellenbestand dokumentiert: Pedrazzini kopierte seine zwischen 1772 und 1795 an unterschiedliche Empfänger versandten Briefe jeweils minutiös; deren Sammlung umfasst drei Buchbände.

Kopialbuch der Briefe von Guglielmo Maria Pedrazzini. Tinte auf Papier, 1772-1773 (Privatsammlung).
Kopialbuch der Briefe von Guglielmo Maria Pedrazzini. Tinte auf Papier, 1772-1773 (Privatsammlung). […]

Pedrazzini nahm sich persönlich der Ausbildung seiner Kinder an und führte sie ins Kaufmannsgewerbe ein. Nach einer grundlegenden Schulbildung im Maggiatal und dem Besuch des Collegio Papio in Ascona vermittelte er ihnen im bayerischen Ansbach eine Lehrstelle bei seinem Schwager Gaspare Lamberti, dem Ehemann seiner jüngeren Schwester Giovanna Maria. Anschliessend traten sie ebenfalls ins Familienunternehmen in Kassel ein. Pedrazzini kümmerte sich während der Abwesenheit von Lamberti und anderen ausgewanderten Landsleuten um die Verwaltung ihrer Vermögen sowie den Schutz ihrer Rechte in der Heimat (Auswanderung). Dadurch galt er nicht nur in der Familie, sondern auch in der Nachbarschaft als wichtige Persönlichkeit. Er vertrat die Interessen von Campo in zahlreichen Angelegenheiten gegenüber den Landvögten und der Eidgenossenschaft. 1775 wurde Guglielmo Maria Pedrazzini zum Capitano des Vallemaggia und des Val Lavizzara ernannt, was sein Ansehen über die Vogtei hinaus stärkte.

Quellen und Literatur

  • Archivio di Stato del Cantone Ticino, Bellinzona, Archivio delle Famiglie Pedrazzini di Campo Vallemaggia.
  • Mondada, Giuseppe: Commerci e commercianti di Campo Valmaggia nel Settecento. Dalle lettere dei Pedrazzini e di altri conterranei attivi in Germania e in Italia, 1977.
  • Chiesi Ermotti, Francesca: Le Alpi in movimento. Vicende del casato dei mercanti Pedrazzini di Campo Vallemaggia (XVIII s.), 2019.
Weblinks

Zitiervorschlag

Francesca Chiesi Ermotti: "Pedrazzini, Guglielmo Maria", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.05.2022, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/059607/2022-05-03/, konsultiert am 01.06.2023.